Elektroauto-Pionier will Abhängigkeit von Panasonic verringern und arbeitet mit der Technologie von Maxwell an eigenen Batteriezellen.
Ende des Jahres hat Tesla-CEO Elon Musk einen wichtigen Termin: Der Elektroauto-Pionier hat zu einem Investoren-Tag mit Schwerpunkt Batteriesysteme und Antriebsstrang eingeladen. Beim letzten derartigen Event stellte Tesla den eigenen Computer für autonomes Fahren vor, der um ein Vielfaches besser und günstiger als die Lösungen von Nvidia sein soll. Diesmal wird Musk aller Voraussicht nach Pläne für eigene Batteriezellen vorstellen.
Eines ist klar: Der Bedarf an Batteriezellen wird bei Tesla nicht kleiner werden. Mit fast 400.000 verkauften Fahrzeugen in diesem und möglicherweise 500.000 verkauften Elektroautos im kommenden Jahr wird die Abhängigkeit vom bislang eng mit Tesla verbandelten Lieferanten Panasonic nicht kleiner werden – falls sich Tesla nicht dazu entscheidet, andere Wege einzuschlagen.
Diese zusätzlichen oder alternativen Wege deuten sich immer stärker an: Mit dem Zukauf von Maxwell Technologies und der Aussage von Elon Musk, möglicherweise künftig ins Mining von Rohstoffen einsteigen zu wollen, ist klar: Tesla möchte noch mehr von der Wertschöpfungskette inhouse haben, um bessere Produkte verkaufen und höhere Margen einfahren zu können.
Jetzt berichtet CNBC, Tesla arbeite bereits fieberhaft an eigenen Batteriezellen. Die Mitarbeiter der Batterie-F&E-Teams konzentrierten sich bei der Entwicklung und dem Prototypenbau auf fortschrittliche Lithium-Ionen-Batteriezellen sowie neue Geräte und Prozesse, die es Tesla ermöglichen könnten, Zellen in großen Stückzahlen herzustellen.
Beim Shareholder Meeting sagte Musk, er sei noch nicht bereit, die Katze aus dem Sack zu lassen und weitere Details zu verraten: Aber, Analysten sollten sich auf zwei Kernkompetenzen von Tesla konzentrieren – einerseits, wie schnell das Unternehmen komplett selbstfahrende Fahrzeuge anbieten könne und andererseits wie geplant sei, die Batterieproduktion zu skalieren und die Kosten je Kilowattstunde zu senken.
Batteriezellen: Tesla tüftelt in der Kato Road Facility
Dazu hat Tesla offenbar in ein Areal verlegt, das bislang weniger im Blickfeld stand. War das F&E-Team bislang auf einer zweiten Ebene der Gigafactory in Fremont angesiedelt, so scheint es nun ein paar Kilometer entfernt in der Kato Road Facility untergebracht zu sein. Ob das nun ein „geheimer Ort“ ist oder nicht: Es würde zu Tesla passen, viele Kräfte zu mobilisieren, um im Bereich Batteriezellen Fortschritte zu erzielen.
Wir müssen weiter unten in der Lieferkette anfangen und könnte in das Bergbaugeschäft einsteigen. Ich weiß nicht. Zumindest ein bißchen. Wir tun alles, was wir tun müssen, um sicherzustellen, dass wir so schnell wie möglich skalieren können.
Elon Musk während der Hauptversammlung 2019 (Quelle: electrek)
JB Straubel als Kopf hinter der Batterie-Strategie von Tesla
Kopf hinter der gesamten Batterie-Strategie von Tesla ist CTO JB Straubel. Er gilt als einer der Experten schlechthin in Sachen Batteriezellen und Batteriesysteme für Elektroautos weltweit. Tesla hat in den vergangenen Monaten Stellenangebote für verschiedene Ingenieure veröffentlicht, die sich mit dem Design von Batteriezellen, der Ausrüstung zur Herstellung von Batteriezellen und den Herstellungsverfahren für Batterien befassen.
Womöglich ist die neue Batterie-Generation, an der Tesla arbeitet, eher für den Tesla-Semi gedacht und weniger für die heute schon mit starker Reichweite ausgestatteten Fahrzeuge Model S, X und 3. Denn klar ist: Auch die Gigafactory in Shanghai, die rasante Fortschritte macht, wird mit Zellen von Panasonic und LG beliefert und nicht mit eigenen Zellen aus dem Hause Tesla. Dort soll die Massenproduktion im kommenden Jahr beginnen.
Bis die Katze aus dem Sack gelassen wird, wird es noch einige Monate dauern. Dann dürfte auch klarer werden, was Tesla mit der Technologie von Maxwell Technologies – dem Ultracap-Hersteller, den Tesla zuletzt zukaufte – genau vor hat. Denn neben den Ultracaps hat das Unternehmen auch eine sogenannte trockene Elektrode für Batteriezellen entwickelt. Diese verspricht eine Energiedichte von 300 Wattstunden pro Kilogramm und soll auf 500 Wattstunden pro Kilogramm weiterentwickelt werden können.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.