Tesla-Autopilot 2.0: Software-Update kommt im August
Autonomes Fahren braucht noch Zeit? Der Tesla-Autopilot ist ab August zum Selbstfahren bereit - fehlen nur noch die passenden Regularien und Zulassungen
Noch ist die Bezeichnung „Autopilot“ nicht unbedingt nachvollziehbar – ein Tesla Model 3, ein Model X oder das Model S hält oder wechselt die Spur, hält den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug – allesamt Features, die auch andere Hersteller bereits in Serienfahrzeugen bieten. Aber: Tesla kann und will viel mehr. Schon im August kommt die Tesla Version 9.0 – mit wichtigen Updates für den Tesla-Autopilot 2.0.
„Mit Version 9.0 werden wir mit vollständig selbstständigem Fahren beginnen“, twitterte Tesla-CEO Elon Musk am Sonntag. Damit zeigt der kalifornische Elektroauto-Pionier, dass er keineswegs großen Rückstand auf andere Anbieter wie Uber oder Waymo hat. Vielmehr ist Tesla der einzige Autobauer, der eine solch große Flotte im Markt hat – und dessen Systeme jede Sekunde irgendwo auf der Welt massiv dazulernen.
Bislang gibt es den Zwang, dass der Fahrer die Kontrolle jederzeit übernehmen können muss. Mit der neuen Software wird sich das schon bedeutend ändern – allerdings steht der Nutzung noch die Regulierung im Weg. Mit dem, was Elon Musk in dem Tweet als „volle Selbstfahreigenschaften“ umschreibt, bedeutet nichts anderes als, dass das Auto selbst fahren kann. Und nur Vorschriften und Beschränkungen hindern das Auto daran – noch.
Das beeindruckende Video zeigt den Tesla-Autopilot 2.0 im Arbeitseinsatz. Das Feature Autopilot, das bei Neufahrzeugen offenbar 5.000 US-Dollar Aufpreis kostet, funktioniert mit einer Selbstsicherheit, die unglaublich ist. Auf einer eigenes eingerichteten, neuen Unterseite der Tesla-Webseite betont das Unternehmen, dass „alle un unseren Werken hergestellten Tesla-Modelle einschließlich des Model 3 mit der notwendigen Hardware für autonomes Fahren ausgerüstet“ sind.
Autonomes Fahren ist mindestens doppelt so sicher
Autonomes Fahren biete ein wesentlich höheres Sicherheitspotenzial als ein menschlicher Fahrer. Tesla schreibt: „Autonomes Fahren ist unserer Meinung nach mindestens doppelt so sicher wie der durchschnittliche menschliche Fahrer.“ Und diese Logik macht auch Sinn: Denn ein selbstfahrendes, überwachtes Elektroauto wir Unfälle bauen – aber zumindest wird die Software im Anschluss daraus „lernen“ und den gleichen Fehler nicht zwei Mal begehen.
Perfekt ist der Tesla-Autopilot heute noch nicht – weil er von Menschen programmiert wurde, die nicht alle Eventualitäten einbeziehen können. Mit der Erfahrung und dem dazulernen und ständigen Anpassen, wird sich das aber sukzessive ändern und bessern. Und genau deshalb ist das Potenzial des autonomen Fahren so gigantisch.
Hardware des Tesla-Autopilot 2.0
Die Hardware des Tesla-Autopilot besteht aus drei entscheidenden Bestandteilen:
- acht Kameras gewähren eine 360-Grad-Panorama-Überwachung der Fahrzeugumgebung in bis zu 250 Meter Entfernung.
- Ergänzt werden sie durch zwölf aktualisierte Ultraschallsensoren. Dadurch können „harte“ und „weiche“ Objekte in fast doppelter Entfernung mit wesentlich höherer Zuverlässigkeit (im Vergleich zum Vorgänger-System) erkannt werden.
- Ein nach vorne blickendes Radar mit verbesserter Signalverarbeitung durchdringt auf redundanter Wellenlänge dichten Regen, Nebel, Staub und selbst vorausfahrende Fahrzeuge, um zusätzliche Daten über das Umfeld zu liefern.
Um diese Daten aufzuschlüsseln und auszuwerten, schreibt Tesla, kommt ein neuer Bordcomputer mit der 40-fachen Rechenleistung des Vorgängers zum Einsatz. Er dirigiert das von Tesla entwickelte, neurale Netz aus Bild-, Ultraschall- und Radarsignal-Verarbeitungssoftware. Durch die Kombination dieser Signale kann das System, das gleichzeitig in jede Richtung blickt und Wellenlängen außerhalb der menschlichen Wahrnehmung verwendet, ein gründliches Bild der Welt ermitteln, das sich dem Fahrer über seine Sinne nicht erschließt.
Um das riesige Potenzial dieser leistungsstarken Kameras nutzen zu können, wendet die neue Hardware völlig neue und leistungsfähige Bildprozessor-Tools an, die von Tesla entwickelt wurden. Durch die tief gestaffelte Anordnung in einem neuralen Netz kann Tesla Vision die Fahrzeugumgebung wesentlich zuverlässiger als klassische Bildverarbeitungstechniken aufschlüsseln.
Tesla-Autopilot 2.0 bringt Insassen einfach nach Hause
Ist diese Hardware vorhanden, beschränkt sich die Aufgabe des Fahrers im Grunde nur noch darin, sein Ziel einzugeben. Wird kein Ziel genannt, schaut das Fahrzeug, ob es einen passenden Kalendereintrag gibt – ist auch das nicht der Fall, wird der Fahrer einfach nach Hause gebracht.. Es klingt alles verdammt nach Science-Fiction, ist aber die (technische) Wirklichkeit, die Realität wird, sobald diese und ähnliche Features zugelassen werden.
Tesla beschreibt diese Beschränkung so:
Bitte beachten Sie, dass die Funktionalität für autonomes Fahren auf ausgedehnten Softwaretests basiert und rechtliche Zulassung erfordert, die zwischen den einzelnen Rechtsprechungen stark variieren kann.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.