Die Rettung kommt in sechs Flugzeugen: Tesla’s Spezialisten für Fabrikautomation sitzen in der Eifel in Deutschland. Dort hat Elon Musk den früheren Zulieferer Grohmann Automation übernommen. Jetzt arbeiten die Ingenieure dort daran, die Batterie-Fertigungslinie so zu justieren, dass sie nicht weiter der beschränkende Faktor in der Gesamtproduktion des Tesla Model 3 ist.
Um möglichst rasch von der neuen Batterie-Fertigungslinie, die in Deutschland offenbar aufgebaut und von dort in die Gigafactory gebracht wurde, zu profitieren, wurde der Transport Medienberichten zufolge per Luftfracht organisiert. Ein sicherlich ungewöhnlicher Vorgang – aber nach einem Bericht von teslamag.de wurden auch schon früher zwei Abschnitte der Fertigungslinie entsprechend zu Tesla geflogen.
Erst kürzlich hat Tesla-CEO Elon Musk einigen Mitarbeitern in internen E-Mails dazu gratuliert, einen wichtigen Meilenstein erreicht zu haben: Er bezog sich darauf, dass in allen Bereichen der Produktion Komponenten für 500 Fahrzeuge pro Tag hergestellt wurden. Bedeutet hochgerechnet: 3.500 pro Woche und damit fast doppelt so viel wie noch vor einem Monat. Jetzt nutzt Tesla einen geplanten Produktionsstopp, um den vierten und letzten Abschnitt Batterie-Produktion neu zu justieren.
Musk schrieb dazu auf Twitter, der neue, vierte Teil der Batterieproduktion werde eine „Schlüsselrolle“ dabei spielen, die Produktion des Tesla Model 3 von heute 3.500 pro Woche auf 6.000 pro Woche anheben zu können. Das Ziel bis Ende Juni liegt bei 5.000 Fahrzeugen – immer wieder gelang es Tesla aber zuletzt, entsprechende Engpässe zu beseitigen.
Batteriefertigung bis Ende Mai neu justiert?
Um das zu erreichen, ist Musk oft in der Produktion anzutreffen und fordert seine Mitarbeiter öffentlich und sicherlich auch intern dazu auf, ihm Vorschläge zur Verbesserung zu unterbreiten. Offenbar versteht der detailverliebte Musk immer mehr, welche Probleme verursacht werden und warum bestimmte Abschnitte aus Sicht der Mitarbeiter „schrecklich“ sind.
Der aktuelle Produktionsstopp soll bis Ende Mai andauern – zuerst hatte Reuters über das Einfliegen der neuen Batterieproduktion berichtet. Nach Musks Aussagen gab es immer wieder Probleme an den Schnittstellen der Fertigung sowohl bei der Batterieproduktion als auch bei der Autoproduktion, wenn die Verantwortlichkeiten bei Partnerunternehmen lagen.
Mangelnde Kommunikation und zu komplexe Passagen sind demnach Gründe dafür, dass Tesla und speziell Musk nun wieder mehr Kontrolle über die Fertigung haben möchten. Das passt zu den Aussagen vor einigen Wochen, dass viele Mitarbeiter zusätzlich eingestellt werden und zu viel automatisiert worden wäre.
Tesla kann Glaubwürdigkeit zurückgewinnen
Für Tesla ist es eminent wichtig,die Produktion des Tesla Model 3 so in Gang zu setzen, dass ein Stück Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werden kann. Musk wird immer wieder für seine ambitionierten Ziele, die selten im ersten Schritt erreicht werden, kritisiert. Doch jetzt kommt mit dem Performance-Modell und der Allrad-Version zusätzliche Komplexität in die Produktion – umso wichtiger, dass zuvor die Größenordnung erreicht wird.
Dabei wird Tesla aus Sicht von Cleanthinking zunehmend unfair beurteilt – wenn beispielsweise alleine Schlagzeilen damit gemacht werden, wie viel Geld Tesla stündlich, täglich oder monatlich verbrennen würde. Dabei wird außer Acht gelassen, welche Werte schafft und wie schwer es ist, als echter Pionier wie es Tesla im Bereich Elektromobilität ist, einen globalen Markt zu erobern.
10.000 Supercharger-Stationen bis Ende 2019
Auch diese Woche wird Tesla von deutschen, aber auch internationalen Medien wieder „tot geschrieben“. Und auch diese Woche wird Elon Musk wieder mit diversen Ankündigungen und Taten für Furore sorgen. So beispielsweise damit, bis Ende 2019 10.000 Supercharger-Stationen weltweit aufzubauen (siehe Beitrags-Foto). Bislang gibt es 1.229 weltweit…
Oder die Ankündigung, dass das Tesla Model Y am 15. März 2019 enthüllt werden soll – ein sehr lange vorausschauende Planung, die sich hier zeigt. Sicherlich auch mit dem Hintergedanken, dass die strategische Ankündigung der Präsentation des nächsten Elektroautos von Tesla nach dem oft ausgerufenen Termin des Scheiterns wiederum Vertrauen erzeugt.
Trotz aller Negativ-Presse, die teilweise berechtigt, teilweise aber auch völlig übertrieben erscheint, ist der Aktienkurs bislang sehr stabil. Allen Unkenrufen zum Trotz. Das zeigt, wie sehr die Elektromobilitäts-Revolution oder eben die technische Disruption nach Tony Seba gewollt und erwartet wird. Es führt auch aus rein ökonomischen Gründen kein Weg daran vorbei.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.