Tesla Energy bietet in der Software-Suite „Autonomous Control“ zahlreiche Lösungen zur Prognose-, Optimierungs- und Echtzeitsteuerung des Energiesystems auf Basis erneuerbarer Energie.
Das Energiegeschäft von Tesla wird massiv unterschätzt. Dabei ist die Unit Tesla Energy bereits in 40 Ländern der Welt mit mehr als 1.000 Standorten aktiv – und deckt dabei mit Erzeugung, Speicherung und Verteilung die entscheidenden Elemente im dezentralen, auf erneuerbare Energien basierenden Energiesystem ab. Mit Lösungen wie Powerhub, Autobidder oder Opticaster automatisiert Tesla Energy die Steuerung von Microgrids, agiert als Stromhändler und maximiert die Erträge solcher Vermögenswerte – auf Basis von maschinellem Lernen.
In dieser Woche hat Tesla Energy seine Webseite für das B2B-Geschäft umfassend aktualisiert. Bislang segelte das Unternehmen bei B2B-Produkten im Energiesektor eher unter dem Radar und stufte manches Projekt gar als geheim ein. Bekannter sind die Consumer-Produkte: Der Heimspeicher Powerwall, die Hausdächer Solar Glass, Stromtarife für Tesla-Kunden oder die Tesla-Ladestation für Elektroautos. Im Energieversorger-Sektor waren es eher einzelne, erfolgreiche Projekte zur Netzstabilisierung etwa in Kalifornien oder Australien, die aufmerksam von der Öffentlichkeit verfolgt wurden.
Jetzt wird klar: Tesla Energy ist schon heute in 40 Ländern weltweit aktiv, und hat sich ein Ökosystem aus unterschiedlichsten Software-Lösungen geschaffen, dass es nicht nur extrem einfach macht, die eigenen Vermögenswerte wie Speicher oder Elektroautos einzubinden, sondern auch die Assets von Dritten. Unternehmen etwa, die bereits in Batteriespeicher investiert haben, können diese mit Tesla vernetzen – und vollautomatisiert Geld verdienen. Die Investitionen amortisieren sich so schneller als bislang geplant.
Die Anlagen, die Tesla mittlerweile global managt, sind längst im Gigawattbereich anzusiedeln. Kern der „Autonomous Control“-Suite ist es, alle Speicherprodukte wie das Megapack, virtuelle Kraftwerke aus vielen Powerwalls und schließlich die Batterien aus den Autos netzdienlich und ökonomisch sinnvoll für den Inhaber zu steuern. Dabei wird Automation besonders groß geschrieben: Machine Learning-Lagorithmen sorgen für Prognosen und Optimierungen. Die Wertschöpfung wird so gezielt maximiert.
Konkret zählen folgende Lösungen zur Autonomous Control Suite:
- Autobidder: Die Handels-Software Autobidder haben wir bereits in der Vergangenheit näher beleuchtet. Sie erlaubt Eigentümern und Betreibern viel Spielraum, um die Umsätze mit Energie-Assets zu optimieren. Das Tool ist vor allem für unabhängige Stromerzeuger, Stromversorger und Kapitalpartner gedacht. Daneben geht es auch um Risiko-Minimierung.
Umsätze können mit Autobidder etwa durch den Stromhandel, Netzdienstleistungen auf Verteilebene oder die Stabilisierung von erneuerbarer Energie realisiert werden. - Powerhub: Die nächste Software von Tesla Energy heißt Powerhub – hier dreht sich alles um virtuelle Kraftwerke. Diese Plattform steuert und überwacht das Management verteilter Energieressourcen, von Kraftwerken für erneuerbare Energie und Microgrids. Der Kundenkreis umfasst besonders Gebäudemanager, aber auch Kraftwerksbetreiber.
- Microgrid Controller: Das Tool Microgrid Controller ist in die Plattform Powerhub integriert. Hierbei geht es um die Netzstabilität. Das Werkzeug senkt die Kosten für den Betrieb von Quellen zur Erzeugung von Strom in sogenannten Microgrids. Stichworte sind intelligente Last- und Solarstromprognose, Echtzeitsteuerung paralleler Stromquellen, die ein Netz bilden oder die Variabilisierung der Erzeugung von Ökostrom.
- Opticaster: Hier hinter verbirgt sich eine Software, die sich um die Maximierung der ökonomischen wie ökologischen Ziele verteilter Energieressourcen kümmert. Basierend auf maschinellem Lernen liefert das Tool unter anderem Prognosen und optimiert so die Energieausbeute in Echtzeit. Facility Manager, Geschäftsinhaber und Entwickler erneuerbarer Energien setzen auf Opticaster. Sie reduzieren damit Stromkosten, verbessern die Nutzung erneuerbarer Energien – und helfen dann erneuerbare Energie ins Netz einzuspeisen, wenn die Nachfrage besonders hoch ist.
- Virtual Machine Modus: Dieses Werkzeug schließlich soll die mechanische Trägheit im Stromnetz ersetzen. Denn durch das Ersetzen von fossilen Quellen durch Wind und Solar fehlt diese mechanische Trägheit als natürlicher Puffer, der für Stabilität sorgt.
Der Virtual Machine Modus von Tesla Energy soll genau solche Probleme minimieren: Die mechanische Trägheit herkömmlicher Netze wird „virtuell emuliert“. Das heißt: Der Wechselrichter des Megapack-Stromspeichers, der einen Virtual Machine Modus hat, bewirkt de netzbildende Dynamik, und sorgt für hohe Netzresilienz bzw. Ausfallsicherheit.
Dies erlaubt eine direkte Reaktion auf Einspeisung und abgewiesene Lasten, um am Verknüpfungspunkt eine stabile Spannung aufrechtzuerhalten. In Südaustralien kann die Hornsdale Power Reserve allein durch den Virtual Machine Modus bis zu 3.000 MWs Trägheit liefern
Tesla Energy ist natürlich nicht der einzige Anbieter im Reigen der Strom- und Energieversorger, der ein Betriebssystem für die Energieversorgung der Zukunft bietet. Eine Fülle von Cleantech-Startups arbeitet an entsprechenden Lösungen. Aber: Kein anderer Anbieter kann die Tools so einfach optimieren, weil er sämtliche Bereiche besitzt – von der Stromerzeugung via Photovoltaik über die Speicherung mit Powerwall, Elektroautos und Megapack, bis hin Wechselrichtern und den Software-Lösungen zur Verteilung und zum Stromhandel.
Analysten wie Jed Dorsheimer von Canaccord gehen deshalb davon aus, dass Tesla schon 2025 einen Umsatz von acht Milliarden Dollar im Energiesektor machen wird. Da einige der wertvollsten Unternehmen der Welt vor allem Öl- und Gasunternehmen sind, erscheint das Potenzial im Bereich nachhaltige Energie weitaus größer zu sein, als im Automobilmarkt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.