Tesla Giga Berlin: Spatenstich in Sicht

Der Bau der Tesla Giga Berlin wird in Grünheide in der zweiten März-Hälfte beginnen. 

Dem Bau der Tesla Giga Berlin steht kaum noch etwas im Weg. Die Bäume sind in Rekordzeit und vor Beginn der Vegetationsphase gerodet und die Stümpfe entfernt worden. Jetzt sieht sogar der stets vorsichtige SPD-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach die Wahrscheinlichkeit, dass die Fabrik kommt, bei 90 Prozent. Noch im März ist der Spatenstich geplant. Kommt Elon Musk dafür nach Deutschland?

Zuletzt zeigte eine Umfrage unter den Bewohnern der Kleinstadt Grünheide, dass sie mit großer Mehrheit für die Ansiedlung von Teslas Gigafactory sind. Bei Protestkundgebungen kommen nicht mehr als 200 Menschen zusammen. In dieser Woche läuft die Einspruchsfrist aus, bei der Bedenken gegen das Projekt angebracht werden können. Am 18. März ist dann eine öffentliche Anhörung geplant. Zweifel, dass das Umweltamt des Landes Brandenburg die Tesla Giga Berlin genehmigen wird, gibt es nicht mehr.

Allerdings dürften die Monate des Bauens nach Genehmigung der Tesla Giga Berlin auch nicht ohne juristische Auseinandersetzungen weitergehen. Steinbach glaubt jedoch nicht, dass sich Tesla hiervon wird aufhalten lassen. Schließlich werden die Tiere im Wald umgesiedelt, für den gerodeten Nutzwald neuer, wertvollerer Mischwald gepflanzt. Auch das Thema Wasserbedarf hält Steinbach für beherrschbar. Die endgültige Genehmigung soll spätestens im Sommer vorliegen.

Tesla Giga Berlin erhält Photovoltaikanlage

Schließlich verkündete Tesla zuletzt eindeutig, das Gebäude werde selbstverständlich eine Photovoltaikanlage erhalten. Einzig um das Thema Erdgaskraftwerk zur Sicherung der Grundleistung könnte es noch Geschacher geben. Das entspricht natürlich nach europäischen Maßstäben weniger einer sauberen Produktion als nach US-Maßstäben. Aber für einen 24-Stunden-Betrieb führt wohl heute noch kein Weg daran vorbei, zu einem kleinen Teil, fossile Energieträger einzusetzen.

In der FAZ äußert Wirtschaftsminister Steinbach dann auch einen Wunsch: 

Ich würde mir wünschen, dass Elon Musk dafür noch mal nach Deutschland kommt. Das wäre für die Menschen vor Ort ein wichtiges Signal.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach in der FAZ

Die Konstellation Steinbach – Woidke – Tesla – sie scheint, zu passen. Möglicherweise auch deshalb, weil Steinbach kein Berufspolitiker mit steiler Karriere ist, sondern Erfahrung als Manager in Industrieunternehmen und von Hochschulen mitbringt. Der Mann, der sich in einer Stunde Gespräch mit Ministerpräsident Woidke davon überzeugen ließ, Minister in dessen Kabinett zu werden, kann pragmatische, schnelle Entscheidungen treffen. Das passt.

Tesla ist erst der Anfang für Brandenburg

Die Tesla Giga Berlin als Zugpferd dürfte in den kommenden Jahrzehnten zum entscheidenden Erfolgsfaktor für die Wandlung Brandenburgs zum bedeutenden Industriestandort werden. Das jedenfalls wünscht sich Steinbach – die Ansiedlung von Tesla, das neue Komponentenwerk für Batterien von BASF in Schwarzheide und die Produktionsstätte von Microvast in Ludwigsfelde zeigen, wie sich Brandenburg entwickeln soll.

Dabei ist davon auszugehen, dass sich auch direkte Tesla-Zulieferer im Umfeld der Giga Berlin ansiedeln werden. Damit hat Brandenburg nun einen Trumpf in der Hand, den andere Bundesländer nicht haben. Öffentlichen Unmut für eine gewisse Zeit kann man dafür schon mal in Kauf nehmen – Zweifel, dass das Vorgehen des Landes richtig ist, gibt es kaum.

Und bei Tesla geht es in den kommenden Monaten ohnehin Schlag auf Schlag: In Kürze werden die ersten Tesla Model Y in den USA an die Kunden übergeben. Es ist das Elektroauto, das nicht nur sehnsüchtig erwartet wird, sondern auch ab kommendem Juli bereits in der Giga Berlin produziert werden könnte.

Roadrunner: Im April kommen die neuen Batteriezellen

Im April stellt der kalifornische Autobauer seine Batteriestrategie vor. Für das Werk in Shanghai gibt es Gerüchte, dass dort künftig kobaltfreie Batteriezellen von CATL eingesetzt werden. In den USA will Tesla selbst eigene Zellen herstellen. Das Projekt Roadrunner dürfte ein Meilenstein für die Elektromobilität werden: Unterschiedlichen Quellen zufolge geht mit dem Roadrunner-Projekt die Senkung der Kosten auf 100 US-Dollar pro Kilowattstunde einher.

Die Folge wäre: E-Autos würden subventionsfrei auch bei den Anschaffungskosten mit Benzinern gleichziehen. Eine Pilotlinie gibt es bereits im Tesla-Werk in Fremont. Entscheidend könnten die eigenen Zellen aber auch für die lange als illusorisch verspotteten technischen Daten des Tesla Semi sein. Mit einer Energiedichte von (eines Tages) 500 Wattstunden pro Kilogramm lässt sich eine Menge bewegen.

Entwicklung der Energiedichte der Roadrunner-Zellen (via electrek.co)

Möglich soll der Technologiesprung durch den Einsatz der Trockenelektroden-Technologie werden, die Tesla hierzu einsetzen möchte. Sie stammt von Maxwell Technologies, dem Unternehmen, das Tesla vor einer Weile übernommen hat. Glaubt man einer aktuellen Grafik von Maxwell, liegt die heutige Energiedichte bei 385 Wh/kg, bis 2023 sind 435 Wh/kg möglich – und bis 2028 500 Wh/kg.

Beim Battery-Day des Unternehmens im April wird möglicherweise bereits ein Tesla Model S mit den Batteriepacks auf Basis der neuen Technologie zu sehen sein.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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