Die Gigafactory 4 von Tesla in Brandenburg wird täglich ein Stück wahrscheinlicher. Entscheidungsträger und Behörden machen viel Tempo.
Der Weltmarktführer für Elektroautos, Tesla, legt für die Ansiedlung seiner Gigafactory Berlin in Brandenburg ein hohes Tempo vor: Neben Personalentscheidungen, erfolgt in Kürze die Verlegung einer Aktiengesellschaft europäischen Rechts nach Brandenburg an der Havel. Dort, wo in der Nachbarschaft einst Ex-Verkersminister Günther Krause und heutige Neutrino-Unternehmer mit seiner Firma residierte. Unterdessen passt sich die brandenburgische Verwaltung dem vorgegebenen Tempo an: Noch vor Weihnachten sind weitere Weichenstellungen geplant.
Tesla in Brandenburg ist auch einige Wochen nach der überraschenden Verkündung von CEO Elon Musk immer noch unfassbar. Aber: In zügigem Tempo und Schritt für Schritt geht Tesla seinen Weg, um die Gigafactory 4 in der Brandenburger Gemeinde Grünheide anzusiedeln. Jetzt hat Tesla eine in Düsseldorf angesiedelte Aktiengesellschaft europäischen Rechts namens Atrium 175th European VV SE in die Tesla Manufacturing Brandenburg SE umbenannt. Die Gesellschaft ist offenbar aus Zeitgründen von einem Dienstleister übernommen worden, der solche Firmen auf Vorrat gründet – damit gewinnen Unternehmen Zeit bei der Eintragung.
Diese Gesellschaft soll in Kürze ihren Firmensitz in die Brandenburger Allee 4 im Ortsteil Kirchmöser in der Stadt Brandenburg an der Havel, verlegen. Dort hat laut Internetrecherchen ein Rechtsanwalt seinen Sitz, der sich aber nicht dazu äußern möchte, ob Tesla dessen Räumlichkeiten als Postadresse nutzt. Unlogisch wäre es aber nicht. Die Besitzerin des großen Hauses an der angegebenen Adresse weiß jedenfalls laut einem Bericht der MAZ noch von nichts.
In jedem Fall wird die Tesla Manufacturing Brandenburg SE eine Tochter der niederländischen Tesla International B. V.. Für den Verwaltungsrat ist Harpert van Dijk, Director EMEA Tax im Bundesanzeiger eingetragen. Als Managing Director Stephan Werkman, laut Linkedin-Profil der EU Finance Director von Tesla. Wie das Schweizer Medium Bilanz berichtet, soll der Tesla-Manager Sascha Zahnd als Europachef (laut Linkedin Vice President EMEA) übergreifend für den Bau der Tesla-Gigafactory in Brandenburg zuständig sein.
Grundstückskauf noch im Dezember?
Während der kalifornische Autobauer mit der üblichen Geschwindigkeit voranschreitet, versuchen die Behörden und Entscheidungsträger im Bundesland damit Schritt zu halten. So hat der Landkreis Oder-Spree bereits eine weitere Ingenieursstelle im Bauordnungsbereich ausgeschrieben, um Prüfaufgaben schnell erledigen zu können. Außerdem, so drückt es Landrat Rolf Lindemann aus, man stehe „Gewehr bei Fuß“ und beginne mit der Prüfung, sobald Tesla Antragsunterlagen einreichen würde.
Bei den Genehmigungen geht es um das Bundesimmissionsschutzgesetz, das schädliche Einwirkungen auf die Umwelt durch Luftverunreinigung oder Geräusche regelt. Dazu zählt auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Brandenburger Naturschützer haben sich unterdessen offenbar bereits mit dem Kiefernwald auf dem für Tesla vorgesehenen Grundstück befasst und festgestellt, im Kiefernwald siedelten geschützte Reptilienarten, Baumfalken und Fledermäuse.
Schneller Nägel mit Köpfen als bei den Genehmigungen dürfte indes bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages für das vorgesehene Industriegrundstück in Grünheide gemacht werden. Laut Finanzministerin Katrin Lange könnte es bereits am 17. oder 18. Dezember soweit sein – dann solle es eine Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundeslandes geben. Bislang befindet sich das Grundstück, auf dem BMW 2001 ansiedeln wollte, im Besitz des Landes.
Neben der Ansiedlung von Tesla in Brandenburg steht auch die Verkündung weiterer Unternehmen, die ihre Zelte im Umfeld aufschlagen wollen, unmittelbar bevor. So wie sich beispielsweise der Autozulieferer ElringKlinger in Fremont in unmittelbarer Nähe der dortigen Gigafactory angesiedelt hat, wird die Ankündigung Musks auch diesmal entsprechende Auswirkungen haben. Ministerpräsident Dietmar Woidke jedenfalls rechnet noch vor Weihnachten mit weiteren Bekanntgaben.
Auch die Industrie- und Handelskammer bereitet sich vor
Es ist durchaus positiv zu sehen, wie sich viele Beteiligte in Brandenburg auf die Ansiedlung Teslas vorbereiten. So hat die Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg eine Arbeitsgruppe gegründet, die Informationen sammeln soll. Schon heute erhalte die IHK viele Anfragen von Unternehmen, die Kontakt zu Tesla wünschen – diese Anfragen würden kanalisiert und zum richtigen Zeitpunkt diskutiert, berichtet die Morgenpost.
Wie ernst es Elon Musk und Tesla mit Tesla in Brandenburg meinen, zeigt auch die Zahl der Stellenausschreibungen. Aktuell finden sich auf der Karriereseite 20 Stellen, die unmittelbar der Gigafacory Berlin in Brandenburg zuzurechnen sind.
Während Tesla in Brandenburg möglichst rasch das Model Y produzieren möchte, verdichten sich die Anzeichen, dass die Produktion des Kompakt-SUVs in den USA früher beginnen wird, als zunächst vorgesehen (spätestens Sommer 2020 statt frühestens Herbst 2020). Für den neu vorgestellten Cybertruck gibt es unterdessen mehr als 250.000 Reservierungen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.