Tesla kooperiert mit Baidu und erzielt Durchbruch beim autonomen Fahren
Medienberichte zufolge hat Chinas Regierung Full-Self Driving „versuchsweise genehmigt“.
Nach einem Gespräch zwischen Chinas Ministerpräsident Li Qiang und Elon Musk hat Tesla einen Durchbruch beim autonomen Fahren erzielt. Tesla kooperiert mit Baidu bei Kartierung und Navigation. Laut Wall Street Journal gibt der chinesischen Staat im Gegenzug „versuchsweise“ grünes Licht für den Rollout von Teslas Full-Self Driving-Technologie (FSD Supervised). Bedeutet: Autonomes Fahren ist wieder einen großen Schritt näher gekommen.
Konkret hat Tesla laut Bloomberg einen doppelten Durchbruch bei der Abstimmung mit China rund um autonomes Fahren erzielt: Neben der Kooperation mit Baidu hat das Unternehmen auch eine wichtige Datensicherheits- und Datenschutzanforderung verabschiedet. Damit können zentrale Bedenken im Hinblick auf Datensicherheitsprobleme ausgeräumt werden.
Der Erfolg von Tesla in China habe gezeigt, dass gleichberechtigte Zusammenarbeit und gegenseitiger Nutzen den grundlegenden Interessen Chinas und der Vereinigten Staaten entsprächen, sagte Ministerpräsident Li Qiang am Sonntag bei dem Treffen mit Elon Musk. Dieser wiederum äußerte die Bereitschaft, die Zusammenarbeit mit China zu vertiefen, um für beide Seiten vorteilhaftere Ergebnisse zu erzielen.
Tesla kooperiert mit Baidu, einem der wenigen ausgewählten Zulieferer mit herausragenden Landkartenerfahrungen, die für autonome Fahrzeugfunktionen genutzt werden können, erlaubt Tesla den Einsatz der chinesischen Firma für präzise Navigation und Kartendienste auf Fahrspurebene im autonomen Fahrbetrieb. Tesla verwendet Baidu bereits seit 2020 für Karten- und Navigationsanwendungen im Auto.
76 Modelle smarter Autos erfüllen Vorgaben Chinas
Ein chinesischer Industrieverband hat eine Liste von 76 Modellen intelligenter vernetzter Fahrzeuge veröffentlicht, die die Sicherheitsanforderungen für Autodaten des Landes erfüllen, darunter die von BYD und Tesla.
Die Liste wurde nach Sicherheitstests veröffentlicht, die gemeinsam von der China Association of Automobile Manufacturers und dem National Computer Network Emergency Response Technical Team/Coordination Center of China durchgeführt wurden. Modelle von Li Auto, Lotus, Hozon New Energy Automobile und NIO standen ebenfalls auf der Liste.
In Tests, die im November 2023 begannen, wurden Autos bewertet, um festzustellen, ob sie vier Compliance-Anforderungen erfüllen: die Anonymisierung von Gesichts- und anderen Informationen von außerhalb des Fahrzeugs, die standardmäßige Nichterfassung von Daten im Auto, die Datenverarbeitung im Auto und die auffällige Benachrichtigung über die Verarbeitung personenbezogener Daten.
FSD-Supervised-Freigabe in China stärkt Tesla-Nachfrage
Die Freigabe von FSD in China könnte entscheidend dazu beitragen, die Nachfrage nach Tesla-Fahrzeugen zu stärken und die gute Marktposition weiter auszubauen. Fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme werden in dem Land immer häufiger, wobei viele lokale Akteure wie Xpeng Inc. und Xiaomi Corp. solche Funktionen als Verkaufsargument für Fahrzeuge nutzen.
China ist für Tesla der zweitgrößte Markt weltweit, mit über 1,7 Millionen Fahrzeugverkäufen seit dem Eintritt vor zehn Jahren. Des Weiteren betreibt das Unternehmen seine größte Fabrik in Shanghai. Das 2019 gebaute und in Betrieb genommene Werk, Teslas erste Gigafactory außerhalb der USA, lieferte im vergangenen Jahr 947.000 Fahrzeuge aus, das waren 33 Prozent mehr als 2022.
Womöglich ist der größte Schritt an dieser Nachricht („Tesla kooperiert mit Baidu“) tatsächlich, dass die Datenschutzbedingungen nun eingehalten werden. Bislang belässt Tesla die Daten der Fahrzeuge in China. Womöglich ist nun erlaubt worden, die Daten in die USA zu transferieren, um die FSD-Software bzw. die neuronalen Netze zusätzlich zu trainieren. Ist das so, wäre damit ein weiterer, klarer Beschleunigungsschritt gelungen.
Im Umfeld des Gesprächs mit Li Qiang sagte Elon Musk, er gehe von einem Zeithorizont von einem bis zwei Jahren aus, bis Full Self-Driving generell zugelassen werde. Am 8. August stellt Tesla sein Robotaxi vor.
Wann kommt FSD nach Europa?
Nachdem FSD (Supervised) in den USA und China in Kürze eingesetzt werden darf, stellt sich die Frage, wann die Software für autonomes Fahren auch in Deutschland bzw. Europa zur Verfügung stehen wird. Dazu gibt es aktuell eine Aussage eines Tesla-Managers, der im bisherigen Regulierungsrahmen keine Zulassung der überwachten FSD-Software für möglich hält.
Aber, so berichtet teslamag, vor kurzem hat es offensichtlich eine Demo-Fahrt mit FSD in einem Test-Tesla auf deutschen Straßen gegeben. Diese Information wird einem Berater des schwedischen Transport-Ministeriums zugeschrieben. Dieser bezeichnete den Fahrstil des Systems als „beeindruckend sanft und natürlich.“ Das zeigt: Auch in Europa kommt Bewegung hinein.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.