In einem Tweet, der mittlerweile gelöscht ist, sieht man Tesla-Mitarbeiter, die das Erreichen des Ziels, 5.000 Model 3-Fahrzeuge in einer Woche zu produzieren, feiern. Damit hat Elon Musk, der viel kritisierte Unternehmer, offenbar einen weiteren Teil seines visionären Masterplans erreicht: Die Massenproduktion eines Elektroautos. Bis zuletzt hatten Medien wie Bloomberg die Zielerreichung als beinahe unmöglich beschrieben.
Bei Reddit und in einigen anderen Foren wird relativ offen über das Erreichte diskutiert. Auch electrek.co, gewöhnlich bestens informiert über Tesla durch die Nähe zum einen oder anderen Tesla-Mitarbeiter, berichtet über den Tweet, der mittlerweile gelöscht wurde. Demnach habe Tesla nun den „Model 3 5KClub“ erreicht.
Die Frage ist aber natürlich, unter welchen Bedingungen Tesla das Ziel nun erreicht haben wird. Lag es vor allem an der zusätzlichen Linie im Zelt? Wurde ein wenig mit Fertigstellungen getrickst, um die Zahl zu erreichen? Bis zuletzt hieß es, auch aus Mitarbeiter-Zitaten, allein der Engpass in der Lackiererei sei zu groß, um 5.000 Fahrzeuge zu erreichen.
Aber: Würden Tesla-Mitarbeiter derart die Erreichung des Ziels feiern, wenn es nicht wahrhaftig erreicht worden wäre? Die Zahl der produzierten Fahrzeuge, die die Bänder verlassen, werden schließlich transparent angezeigt. Daraus resultierte zuletzt auch der eine oder andere skeptische Kommentar.
Die Gewissheit, mit der Elon Musk schon vor einigen Wochen bei der Hauptversammlung ankündigte, das Ziel werde erreicht, war schon bemerkenswert. Entweder ging der Unternehmer einfach volles Risiko oder er war tatsächlich davon überzeugt, genügend Verbesserungen in der Produktion erreicht zu haben. Im Juni waren Teile der Produktion mindestens zwei Mal pausiert worden, um Neujustierungen vorzunehmen.
Für die deutsche Autoindustrie wird es nun noch ein Stück brenzliger. Audi hat gerade die Vorstellung seines ersten SUV auf den Herbst verschoben, vermutlich weil der eigene Vorstandsvorsitzende in Untersuchungshaft sitzt. Bei Daimler gibt es Gerüchte über einen späteren Start der EQ-Modelle, die allerdings dementiert wurden. Beide Premiumhersteller wollen Tesla angreifen, liefern momentan aber nicht. BMW immerhin hat sich zuletzt mit CATL auf einen Deal für Batteriezellen verständigt.
Nun gut, warten wir ab, was Elon Musk morgen zum Thema „Model 3 5KClub“ verkünden wird und wie daraufhin der Aktienkurs reagieren wird. Mein Gefühl ist: Tesla enteilt der Konkurrenz nun vollends. Bekommt Musk auch noch die Wirtschaftlichkeit trotz hoher Investitionen hin, ist der Traum von einer Tesla-Übernahme durch deutsche Hersteller ausgeträumt.
Update, 2. Juli, 6:00 Uhr: Inzwischen ist das, was einige Tesla-Mitarbeiter nicht für sich behalten konnten, offiziell bestätigt. Demnach ist Tesla jetzt „ein richtiger Autobauer“, so Elon Musk. Das Cleantech-Unternehmen hat in einer Woche 5.000 Tesla Model 3 und insgesamt 2.000 weitere Tesla Model S bzw. Tesla Model X produziert.
In der internen E-Mail an die Tesla-Mitarbeiter schreibt Elon Musk, veröffentlicht von CNBC, übersetzt:
Wir haben es geschafft!! Was für ein unglaublicher Job von einem tollen Team. Ich könnte nicht stolzer sein, mit Ihnen zu arbeiten. Es ist eine Ehre.
Der Grad an Hingabe und Kreativität war überwältigend. Entweder haben wir einen Weg gefunden oder, durch Willen und Ideenreichtum, völlig neue Lösungen geschaffen, die man für unmöglich hielt.
Intensiv in Zelten. Transport von ganzen Produktionslinien in riesigen Frachtflugzeugen. Was auch immer. Es funktionierte.
Wir haben nicht nur über 5000 Modelle 3 ausgeliefert, sondern auch das S & X Produktionsziel für eine kombinierte 7000 Fahrzeugwoche!
Mit den weit verbreiteten Produktivitätszuwächsen bei Tesla und den neuen Produktionslinien sind wir auf gutem Weg, im nächsten Monat 6.000 / Woche für das Modell 3 zu erreichen.
Ich denke, wir sind gerade eine richtige Autofirma geworden …
Viele haben genau das, was jetzt erreicht wurde, für unmöglich gehalten. Elon Musk hat es mit seinen – teilweise rüden Methoden – geschafft.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.