Elon Musk und Tesla haben es geschafft: Entgegen sämtlicher Unkenrufe hat der CEO sein Unternehmen in die Gewinnzone geführt – zumindest im dritten Quartal 2018 verbuchte Tesla einen Gewinn von 312 Millionen Dollar, was einem Ergebnis je Aktie von 1,75 Dollar entspricht. Damit erlebt die Welt nach dem iPhone-Moment nun den Kipppunkt („Tipping point“) in der Automobilwelt: Dieser Tesla-Moment ist nun der Startpunkt für den rasanten, disruptiven Wandel der herkömmlichen Autoindustrie.
Es ist eine erstaunliche Überraschung, dass Tesla inzwischen das nach Umsatz wichtigste Auto in Nordamerika verkauft und trotz der alleinigen Konzentration auf Nordamerika und Kanada bereits die Gewinnzone erreicht hat. Noch dieses Jahr will Tesla nun Bestellungen für das Erfolgsauto Model 3 in China und Europa entgegen nehmen. Günstigere Varianten sind dann ebenfalls verfügbar.
Bemerkenswert auch: Die Wallstreet war von einem Umsatz von ca. 5,6 Milliarden und einem weiteren Quartalsverlust von 53 Cent je Aktie ausgegangen. Mit dem tatsächlichen Quartalsergebnis zeigt Tesla jedoch, dass das Tesla Model 3 mit dem größeren Akkupack – zumeist als Tesla Model 3s bezeichnet – weit profitabler ist, als zunächst angenommen.
Selbstverständlich ist Tesla damit nicht endgültig über den Berg und muss immer wieder Schulden zurückzahlen. Allerdings verbesserte sich die Cash-Lage um 731 Millionen Dollar auf 2,9 Milliarden Dollar – Kritiker hatten immer wieder behauptet, Tesla brauche frisches Kapital in Milliardenhöhe, um die Schulden bedienen zu können und das Wachstum zu finanzieren. Elon Musk hatte das mehrfach bestritten und wird offenbar Recht behalten.
Das Erreichen des Tesla-Moments ist für die klassische Autoindustrie der Zeitpunkt, um Tesla ernst zu nehmen. Was bislang belächelt wurde, wandelt Tesla scheinbar mühelos in immer größeren Vorsprung um. Tesla fährt an der Spitze einer Branche, die inmitten eines disruptiven Wandels steht. Und das nicht etwa mit einer Fotokamera oder dem iPhone, das anfangs ein paar Tausend Euro kostete – sondern mit Elektroautos.
Und vor allem eines muss den etablierten Herstellern Sorge bereiten: Kein anderer Hersteller wird, wenn es mit dem autonomen Fahren richtig los geht, bereits eine Millionen-Flotte auf dem Markt haben, die jeden Tag zigtausend Kilometer zurücklegt und wovon die Technologie ständig dazulernen kann. Passend zu diesem Gedanken kündigte Musk an, Tesla werde auch in den Uber-Markt einsteigen, d.h. in den Auto-Sharing-Markt.
Einerseits sollen Tesla-Fahrer ihr eigenes Auto verleihen können, wenn sie es nicht brauchen. Andererseits will Tesla eigene Flotten aufbauen, wenn das Unternehmen die Produktion in entsprechende Höhen getrieben hat. Dazu entscheidend beitragen soll die im Bau befindliche Gigafactory in China. Schon 2019 sollen dort Tesla Model 3 produziert werden.
Tesla hat nach wie vor auch Probleme und es lauern Gefahren – etwa hinsichtlich der Qualität des Tesla Model X usw. Aber diese Schwierigkeiten scheinen überwindbar und wirken sich bislang kaum negativ auf das Image des Elektroauto-Pioniers aus. Mit dem angekündigten Tesla Model Y und dem Tesla Semi-Truck kommen in den nächsten zwei Jahren weitere Produkte auf den Markt, was das Einhalten der Qualitätsmaßstäbe noch wichtiger macht.
Der vollständige Brief an die Aktionäre von Tesla zum Erreichen der Gewinnzone kann hier nachgelesen werden. Zuletzt hatten selbst die schärfsten Kritiker Abstand von Shortseller-Positionen genommen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.