Tesla Solar: Standardisierung und Preissenkung in den USA
Schub für Solardach von Tesla Solar im vierten Quartal erwartet / Klassische Photovoltaikanlagen mit vier Kilowatt deutlich im Preis reduziert
Es gibt tatsächlich Unternehmensbereiche bei Tesla, die heute schon profitabel arbeiten. Die Solarsparte Tesla Solar gehört nach Angaben des Cleantech-Unternehmens dazu. Aber: Bislang wurden die Erwartungen an den klassischen Verkauf von Photovoltaikmodulen und das Angebot der solaren Dachziegel nicht erfüllt. Zuletzt brach das klassische Geschäft mit Solaranlagen ein – Tesla rutschte in den USA auf Platz 3. Jetzt steuert Tesla Solar vehement entgegen.
Von Tesla Solar hört man in Europa bislang kaum etwas. Kein Wunder: Der Konzern hätte theoretisch im Heimatmarkt USA genug zu tun, Millionen von Hausdächern mit Solaranlagen auszustatten. Aber: Das Geschäft mit Solaranlagen ging zuletzt zurück: Statt 73 Megawatt installierte Tesla Solar im ersten Quartal 2019 nur 47 Megawatt – und fiel damit hinter Sunrun und Vivint Solar auf den dritten Platz zurück, berichtet die New York Times.
Jetzt steuert Tesla, dessen Solarsparte aus der Übernahme von Solar City resultierte, deutlich entgegen. Auf der einen Seite standardisiert Tesla sein Angebot: Die PV-Anlage besteht nun aus 12 Modulen und bringt vier Kilowatt – oder eben 8, 12 oder mehr. Von der Standardisierung erhofft sich Tesla die schnellere Skalierung und einfachere Vertriebsprozesse.
Außerdem wird der Service reduziert: Anstatt einen Mitarbeiter zu schicken, der beispielsweise den Stromzähler und die genaue Dachneigung erfasst, wird das künftig von den Käufern selbst erledigt werden müssen. Auch hiervon verspricht sich das Unternehmen deutliche Kostensenkungen.
Insgesamt soll dadurch ein Angebot möglich werden, das 38 Prozent günstiger ist als durchschnittliche Anlagen in den USA. Demnach kosten vier Kilowatt Solaranlage zirka 8.000 Dollar nach Förderung – das entspricht einem Preis von 1,99 Dollar je Watt inklusive Installation. Zum Vergleich: Die bisherigen Kosten liegen landesweit bei 2,85 Dollar im Schnitt.
Tesla Solar: Schub für Solardach im zweiten Halbjahr
Auffällig ist auch, dass Tesla Solar seine Bemühungen um Käufer, die neben dem Elektroauto gleich auch die Vollausstattung für Haus und Garage bestellen – also PV-Anlage, Stromspeicher und Ladestation mitkaufen – deutlich verstärkt hat. Klar: Hier hat Tesla mit der integrierten Solarsparte einen Wettbewerbsvorteil und kann alles aus einer Hand bieten.
Im zweiten Halbjahr soll dann endlich auch die Vermarktung und Produktion der Solardachziegel beschleunigt werden. Hier hatte Tesla offensichtlich Probleme bei der Skalierung der Produktion – auch oder vor allem, weil die wesentlichen Ressourcen mit dem Hochfahren der Model 3-Produktion beschäftigt waren. Hier gibt es zwar immer noch Dinge zu tun, allerdings dürfte es in der Zwischenzeit möglich sein, mehr Ressourcen für die New Yorker Solardach-Fabrik frei zu schaufeln.
Der Konzern sucht nicht nur bei Tesla Solar, sondern auch an mehreren anderen Stellen nach den optimalen Preisen, justiert seine Vertriebswege neu und trifft viele Entscheidungen, die kaum nachvollziehbar sind. Das führt in der Öffentlichkeit durch Maßnahmen, die zunächst getroffen, dann aber wieder rückgängig gemacht werden, zu einem chaotischen Eindruck (vgl. Tesla-Kehrtwende). Will das Unternehmen nicht die Gunst seiner treuen Kunden verlieren, sollte die Suche unverzüglich beendet werden.
Preiserhöhung bei Superchargern auf 0,40 € / kWh
Allerdings hat auch das Vorgehen bei der Erhöhung der Preise an Superchargern – wie das Video zeigt erfolgte ohne direkte Kundeninformation eine Umstellung von Preisen pro Minute auf Preise pro Kilowattstunde – wieder einen ähnlichen Eindruck hinterlassen. Inzwischen ist klar, dass das Laden von Tesla-Fahrzeugen am Supercharger-Netzwerk nun auch in Deutschland nach Kilowattstunden abgerechnet wird – der Durchschnittspreis liegt jetzt bei zirka 40 Cent je Kilowattstunde.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.