Teslas Lichtblick: Tesla Motors hat heute morgen deutscher Zeit einen weiteren Überraschungs-Coup gelandet: Das Cleantech-Unternehmen aus den USA gab eine Kooperation mit dem deutschen Ökostromanbieter LichtBlick AG bekannt. Der Versorger hat Interesse daran, Teslas Powerwall Home Battery zu vermarkten – und deren Kapazitäten dann in einem virtuellen Kraftwerk zu bündeln. Hierfür ist LichtBlick mit der eigenen Software SchwarmDirigent prädestiniert. Die deutsche Energiewende erlebt mit dem heutigen Tag eine bedeutende Zäsur – das Drängen ausländischer Konzerne wie Tesla auf den Markt zeigt das Politikversagen im Rahmen der Energiewende. Eine Analyse.
Tesla Energy heißt die neue Marke, die Elon Musk mit seinem Unternehmen etablieren will. Als ersten Auslandsmarkt peilt der ehrgeizige und clevere Unternehmer den deutschen Markt an. Hier, so die Logik, gibt es mit 1,4 Mio. Solaranlagen einen perfekt vorbereiteten Markt und mit mehr als 25 Prozent erneuerbarer Energien genügend Druck, stationäre oder virtuelle Großspeicher aufzubauen. Ein Bereich übrigens, in den auch andere, aber deutsche Autobauer in den kommenden Monaten drängen werden. Um in diesen Markt hineinzurutschen, kündigt Tesla tagesaktuell eine Kooperation mit einem der wenigen großen Ökostromversorger LichtBlick an.
Gleichzeitig verkündet Elon Musk mit dem Stromspeicher Powerwall Home Battery echte Kampfpreis von 3.000 (7 kWh) bzw. 3.500 (10 kWh) bzw. 25.000 (100 kWh) für die Batterien in unterschiedlichen Größen. Bei genauerem Hinsehen wird klar: Bei diesen Preisen fehlt das, was der Installateur draufschlagen wird. Und: Es ist kein Wechselrichter enthalten. Kurzum: Die Preise für Endkunden werden deutlich teurer, aber angesichts der langen Garantien (10+10 Jahre) immer noch verhältnismäßig günstig sein.
Dazu ist regelrecht Bewegung im Hintergrund im deutschen Markt: Der deutsche Energieversorger EWE, der nach dem Kauf der VNG umsatzmäßig die Nr. 3 in Deutschland ist, hat mit E3/DC ein Tochterunternehmen, das als einer der führenden Anbieter in diesem Segment im deutschen Markt gilt. Mit fast 2.000 installierten Systemen zählt das Hauskraftwerk S10 zu den wichtigsten und besten Stromspeichersystemen im deutschen Markt.
Zeitgleich kündigen sich die Markteintritte von großen Playern wie Samsung, Sony und LG in Kooperation mit anderen Partnern an. All diese Player drängen auf einen Markt, in dem bislang lediglich 15.000 Systeme verkauft werden. Trotzdem: Marketinglawinen werden den deutschen Markt in den kommenden 2-5 Jahren überschwemmen und den Heimspeicher zum Standardprodukt in Elektronikfachmärkten oder Baumärkten machen. Wie viele Systeme der deutsche Markt aufnehmen kann, ist allerdings unklar.
Das Interesse ausländischer Konzerne am deutschen Markt ist dagegen offensichtlich. Hier zeigt sich, das Versagen vieler Politiker, die deutsche Hersteller im Regen stehen lassen. Der Gedanke einer wirklich sinnvollen Energiewende: Deutschland entwickelt die Technologien, die anschließend etwa in den Schwellenländern wie Indien oder Brasilien für richtige Veränderungen etwa im Hinblick auf den Klimaschutz sorgen, wird vollkommen ins Gegenteil verkehrt: Tesla und Co. werden den deutschen Markt mit gigantischem Aufwand „umdrehen“ und anschließend in ihre Heimatländer und die Schwellenländer angehen.
Für deutsche Anbieter entsprechender Technologien wird der internationale Markt damit noch viel schwerer als er ohnehin schon ist – der Verdrängungswettbewerb lässt einige Hersteller bereits zurück. Nun wird sich der Wettbewerb noch mehr verschärfen und es werden wohl kaum konzernunabhängige junge, innovative Unternehmen zurückbleiben. Die deutsche Energiewende wird künftig von den Bürgern im Zusammenspiel mit ausländischen Konzernen gemacht.
Teslas Lichtblick: Was bedeutet er für Deutschland?
Wenige deutsche Partnerunternehmen wie LichtBlick und womöglich der eine oder andere Heizungsbauer werden profitieren von Teslas Lichtblick – viele andere werden auf der Strecke bleiben. Zumal Tesla mit SolarCity einen Player an der Hand hat, der im Zuge der deutschen Markteinführung ebenfalls auf den hiesigen Markt drängen dürfte – offen bleibt lediglich, wer den Wärmemarkt und den Markt für effiziente Produkte bestimmen wird – insbesondere für effiziente Produkte sind amerikanische Hersteller bislang nicht bekannt. Der japanische Konzern Panasonic, der mit Sanyo auch einen Batterieproduzenten hat, dagegen schon.
Hinweis: Ich, Martin Jendrischik, bin für die im oben stehenden Text erwähnte E3/DC GmbH als PR-Berater tätig. Mehr dazu in meinem Autorenprofil.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.