Mercedes setzt auf thermoplastischen Plastik-Ersatz mit UBQ.
Das israelische Cleantech-Unternehmen UBQ Materials hat in einer Finanzierungsrunde 70 Millionen US-Dollar erhalten, um seine Expansion nach Nordamerika und die Eröffnung seines Großbetriebs in den Niederlanden zu realisieren. Mit seiner Technologie wandelt UBQ Materials unsortierten Haushaltsabfall in einen thermoplastischen Verbundstoff (UBQ), der Holz, Beton oder ölbasierte Kunststoffe wie Plastik bei der Herstellung langlebiger Produkte ersetzen kann. Dadurch werden Mülldeponie-Abfälle und Treibhausgasemissionen reduziert.
Laut Statista werden bis 2050 weltweit jährlich über drei Milliarden Tonnen kommunaler Feststoffabfälle erzeugt. Das ist besorgniserregend, da diese Abfälle unmittelbar zum Klimawandel beitragen. Deponien sind die drittgrößte menschliche Quelle für Methan, ein Treibhausgas, das für die globale Erwärmung mehr als 20-mal so potent ist wie Kohlendioxid, so die Weltbank.
UBQ Materials hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, mit dem Haushaltsmüll, organische Materialien, Papier und Kunststoffe – darunter Bananenschalen, verschmutzte Windeln, Joghurtbecher und Karton – in einen bio-basierten Thermoplast umgewandelt werden können. Dieser Kunststoffersatz kann Erdöl-Kunststoffe, Holz und Beton in der Herstellung von Alltagsprodukten ersetzen.
Das Startup wurde 2012 von Yehuda Pearl und Jack Bigio gegründet, die beide über Erfahrung im Geschäfts- und Unternehmertum verfügen. Die Idee, organische Materialien in ihre natürlichen Bestandteile zu zerlegen und später in nützliches Material umzuwandeln, war ihre Inspiration. Pearl ist auch der Gründer der Humus-Marke Sabra.
Jedes Kilogramm UBQ-Material, das in Israel hergestellt wird, ersetzt ein Kilogramm ölbasierten Kunststoff und verhindert die Entstehung von bis zu 11,7 Kilogramm CO₂-Emissionen – gemessen über einen Zeitraum von 20 Jahren. Gleichzeitig wird dadurch 1,3 Kilogramm Abfall von Deponien und Verbrennungsanlagen ferngehalten.
Mercedes setzt auf Material UBQ
UBQ Materials hat Vereinbarungen mit verschiedenen Automobilherstellern, darunter Mercedes-Benz. Für den Autobauer werden thermoplastische Materialien für die Herstellung von Autoteilen bereitgestellt. Im Mai 2021 erhielten UBQ Materials und die Mercedes-Benz AG den Nachhaltigkeitspreis im Bereich Automobil 2021 in der Kategorie „Bestes Startup“ für die Anwendung des UBQ-Materials in Kabelkanälen der EQS- und EQE-Modelle.
Darüber hinaus werden die bekannten Plastiktabletts von McDonald’s in Lateinamerika durch UBQ-Materialien ersetzt. PepsiCo verwendet die Materialien von UBQ für den Bau von Versandpaletten, Displays sowie Kleiderbügeln und Mülltonnen.
Die frische Investition wird die globale Expansion von UBQ und seine Vertriebs- und Marketingbemühungen unterstützen. Darüber hinaus plant das Unternehmen weitere industrielle Anlagen in Europa und Nordamerika zu eröffnen. Im September 2023 eröffnet UBQ seine erste industrielle Anlage außerhalb von Israel in Bergen Op Zoom, Niederlande. Die Anlage hat eine jährliche Kapazität von 80.000 Tonnen UBQ Material und wandelt jährlich 104.600 metrische Tonnen Abfall in einen neuen Rohstoff um.
In Israel betreibt das Cleantech-Startup eine kleinere Anlage im Negev, in Kibbuz Tze’elim, mit einer Kapazität von etwa 7.000 Tonnen Material pro Jahr.
Eden Global Partners investiert in UBQ Materials
Eden Global Partners führte die Finanzierung an, an der auch bereits vorhandene Investoren wie TPG Rise Climate, Battery Ventures und M&G’s Catalyst Strategy beteiligt waren.
„UBQ als nachhaltige Alternative kann einen enormen Einfluss haben, erfordert jedoch eine breite Akzeptanz“, so Albert Douer, Mit-CEO und Chairman von UBQ Materials. „Die Aufnahme von Eden Global Partners in unsere Liste hochkarätiger Investoren wird unsere schnelle Wachstumskurve unterstützen, während wir weiterhin neue Materiallösungen entwickeln, um die Fähigkeit der Menschheit zu erweitern, Abfall als Rohstoff zu nutzen.“
Mit der aktuellen Finanzierungsrunde hat UBQ insgesamt 282 Millionen US-Dollar an Kapital eingeworben.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.