thyssenkrupp will die Produktionskapazität der Alkali-Wasser-Elektrolyse zur Wasserstoff-Herstellung verfünffachen.
Die Industrie begreift die Energiewende bzw. die ökologische Transformation längst als gewaltige Chance auf den Weltmärkten. Ein Beispiel ist die Thyssenkrupp AG – der Industriekonzern wollte seine Wasserstoff- und Elektrolyse-Sparte vor kurzem noch verkaufen. Jetzt, so berichtet Bloomberg, plant das Unternehmen für Uhde Chlorine Engineers den Börsengang im ersten Quartal 2022. Mit seinen großindustriellen Wasser-Elektrolyse-Technologien hat sich thyssenkrupp erfolgreich in einer Reihe von Projekten positioniert – und zuletzt die Verfünffachung seiner Produktionskapazitäten angekündigt.
Laut dem Bericht, der sich auf mit der Angelegenheit vertraute Personen stützt, will der deutsche Maschinenbaukonzern Thyssenkrupp die Sektion Uhde Chlorine Engineers an die Börse bringen, um vom steigenden Interesse an wasserstoffbasierten Technologien zu profitieren. Die Bewertung des Unternehmens könne bei 5 Milliarden Euro bewertet werden. Die endgültige Entscheidung über den traditionellen Weg des Börsengangs steht aber noch aus.
Uhde Chlorine Engineers wurde als Gemeinschaftsunternehmen mit dem italienischen Industriekonzern De Nora SpA gegründet. Das Joint Venture entwickelt und baut Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energiequellen. Mit seinen Elektrolyseuren sieht sich thyssenkrupp als Technologieführer.
Entscheidend dafür ist das Engagement in drei Wasserstoff-Leitprojekten der Bundesregierung:
- H2Giga: Serienfertigung großer Wasserelektrolyseure auf Alkali-Basis
- H2Mare: Produktion von synthetischen Kraftstoffen, grünem Ammoniak, grünem Methanol und synthetischem Methan auf See
- TransHyDe: Wasserstofftransport- und Umwandlungstechnologie wie beispielsweise das sogenannte Ammoniak-Cracking
Die thyssenkrupp-Vorstandsvorsitzende Martina Merz unterstreicht besonders die Bedeutung des H2Giga-Projekt: „Wir haben in den letzten Monaten eine deutliche Verschiebung der Projektgrößen hin zu mehreren hundert Megawatt bis hin zu Gigawatt gesehen, so dass die großvolumige und automatisierte Serienfertigung bereits heute der Marktnachfrage entspricht. Für diese Größenordnungen ist ein einfaches Upscaling nicht möglich, sondern es müssen disruptive Ansätze angewendet werden, die im Rahmen dieses Projektes in einzelnen Schritten entwickelt, getestet und optimiert werden.“
So werde einerseits eine völlig neue Stack- und Zellentwicklung etabliert, um die nächste Technologiegeneration der alkalischen Elektrolyse zu entwickeln. Zum anderen wird die für die industrielle Serienfertigung notwendige Optimierung der Lieferkette angestrebt. Durch den Einsatz von Robotik und Automatisierung sollen sowohl die Fertigungs- als auch die Montageprozesse optimiert werden.
Mit den Wasserstoff-Leitprojekten – der bisher größten Forschungsinitiative zum Thema Energiewende – unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Einstieg Deutschlands in die Wasserstoffwirtschaft. thyssenkrupp ist erprobt dabei die industrielle Herstellung, Nutzung und Systemintegration von grünem Wasserstoff.
Erklärtes Ziel von Uhde Chlorine Engineers ist es, die Produktionskapazität von Elektrolyse-Zellen von heute 1 Gigawatt auf 5 Gigawatt zu verfünffachen. Bislang hat das Team nach eigenen Angaben 600 Elektrolyseanlagen mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt geplant, gebaut und in Betrieb genommen.
thyssenkrupp: Mitten in der Transformation
Martina Merz führt thyssenkrupp mit klarer Strategie durch die Transformation. Dieser Umbau des Mischkonzerns gilt als letzte Chance des Unternehmens, zu überleben. Im letzten Jahr gelang zwar ein Milliardengewinn, dieser war aber auf den Einmaleffekt des Verkaufs der lukrativen Aufzugsparte zurückzuführen. Insbesondere die Stahlsparte fährt Milliarden-Verluste ein. Die Konsequenz ist ein harter Sanierungs- und Umbaukurs, der auch mit Personalabbau einhergeht.
Basierend Chlor-Alkali-Elektrolyse und langjähriger Erfahrung in großtechnischen Elektrolyseanwendungen hat Uhde Chlorine Engineers eine modularisierte Lösung für die Wasserstoffproduktion im großen Maßstab. Um den Bau von neuen Wasserstoffanlagen zu vereinfachen und die Wasserstoffanlagen zu vereinfachen und die Kosten niedrig zu halten, bietet das Unternehmen die Elektrolyseure teilweise vorgefertigt. um so auch Projekte im Gigawatt-Maßstab realisieren zu können.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.