„Ultrakondensatoren brauchen eine Energiedichte-Revolution“ twitterte Elon Musk einst. Jetzt hat er mit Tesla den Ultracap-Spezialisten Maxwell übernommen
Ultrakondensatoren haben gegenüber Batterien einige Vorteile: Sie vertragen eine Million Zyklen und können sehr große Energiemengen blitzschnell aufnehmen und abgeben. Sie sind grundsätzlich leichter als Batterien und enthalten keine toxischen Substanzen. Aber: Ihre Energiedichte genügt nicht, um alleine beispielsweise ein Elektroauto zu versorgen. Dennoch hat Tesla mit Maxwell nun einen der Vorreiter übernommen.
Die Übernahme von Maxwell als Ultrakondensatoren-Spezialist macht aus Sicht von Tesla aus mehreren Gründen Sinn: Einerseits eignen sich Ultracaps in Kombination mit Batterien hervorragend, um das Stromnetz zu stabilisieren – während Batterien nur wenige Tausend Zyklen überstehen, schaffen die Ultrakondensatoren eine Million Zyklen. Ideal, um auch kleinste Netzschwankungen auszugleichen.
Zum anderen könnten die Ultracaps auch im Tesla Semi Sinn machen, um damit die Bremsenergie eines schweren Fahrzeugs zurückzugewinnen. Li-Ion-Batterien werden zwar auch bereits für Rekuperation eingesetzt, aber Ultracaps können auch hier ihre Vorteile sehr gut ausspielen. Die Lebensdauer der Batteriepacks wird sich erhöhen oder es können weniger Batterien verbaut werden. Beide Szenarien führen zu Kostensenkungen, die Tesla dringend braucht.
Aber, es gibt noch einen weiteren Grund, der Maxwell interessant machen dürfte: Das Unternehmen hat zuletzt eine sogenannte „trockene Elektrode“ für Batterien vorgestellt. Diese soll, so Maxwell, eine Energiedichte von 300 Wattstunden pro Kilogramm in heutigen Zellen ermöglichen – und den Technologie-Pfad in Richtung 500 Wattstunden pro Kilogramm weisen.
Das wäre eine signifikante Verbesserung gegenüber heutigen Batterie-Technologien, die Tesla mit Panasonic kontinuierlich weiterentwickelt. Ein wichtiger Vorteil der Maxwell-Technologie: Die Trockenelektrode soll den Herstellungsprozess vereinfachen und zwar um 10 bis 20 Prozent. Gleichzeitig soll die Lebensdauer der Batterien um den Faktor zwei erhöht werden.
Ultrakondensatoren von Maxwell überzeugen
Zu ähnlichen Versprechungen anderer Hersteller äußerte sich Elon Musk in der Vergangenheit nach entsprechenden Tests skeptisch. Die Maxwell-Technologie hat die Verantwortlichen von Tesla aber offensichtlich überzeugt: Sonst würden sie keine 200 Millionen Dollar für den Ultrakondensatoren-Hersteller auf den Tisch legen. Die Aktie von Maxwell Technologies machte heute einen Satz nach oben und notiert nach dem 50-Prozent-Sprung nahezu an der Marke, die Tesla pro Aktie bezahlt (4,75 Dollar vs. 4,54 Dollar Aktienkurs).
Wir sind sehr erfreut über die heutige Ankündigung, dass Tesla die Übernahme von Maxwell zugestimmt hat. Tesla ist ein angesehener Innovator von Weltklasse, der ein gemeinsames Ziel für eine nachhaltigere Zukunft verfolgt. Wir glauben, dass diese Transaktion im besten Interesse der Maxwell-Aktionäre ist und Anlegern die Möglichkeit bietet, sich an Teslas Mission zu beteiligen, die Einführung von nachhaltigem Transport und Energie zu beschleunigen.
Dr. Franz Fink, Präsident und Chief Executive Offizier von Maxwell
Maxwell Technologies zählt den chinesischen Autobauer Geely, Lamborghini und General Motors zu seinen Kunden im Automobilsektor. Von Elon Musk sind zahlreiche Zitate zum Thema Ultrakondensatoren überliefert: 2013 outete er sich via Twitter als „großer Fan“ der Ultrakondensatoren-Technologie und bekannte, er habe dazu seine Doktorarbeit in Stanford schreiben wollen. Es sei aber ein Durchbruch bei der Energiedichte notwendig.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.