Bislang fokussiert Varta sehr stark auf Batterien im Consumer Electronics-Markt, Apple ist einer der großen Kunden.
Endlich kommt ein deutscher Industriekonzern auf die Idee, Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland herzustellen. Nachdem Volkswagen gestern eine Gigafactory mit 40 Gigawattstunden in Salzgitter ankündigte, heute die nächste Nachricht: Der Apple-Zulieferer Varta will ab Ende des Jahres die neue V4Drive-Zelle im Format 21700 am Stammsitz in Ellwangen in einer Pilotlinie fertigen. Derzeit laufen nach Angaben von Varta Gespräche mit Fahrzeugherstellern aus dem Premium-Segment.
Die Batteriezelle für die Elektromobilität von Varta heißt V4Drive, und kommt im 21700er-Format daher. Sie ist also sieben Zentimeter hoch, und hat einen Durchmesser von 2,1 Zentimetern. Neben dem Premium-Segment bei Elektroautos kann die Zelle auch im Bereich der Power Tools eingesetzt werden. Herbert Schein sagte, die Entwicklung der neuen Lithium-Ionen-Zellen laufe hervorragend. „Die Ergebnisse übertreffen unsere Erwartungen“, so Schein in einem kurzen Pressestatement.
Damit könnte sich auszahlen, dass die Länder Bayern und Baden-Württemberg Varta im vergangenen Jahr mit 300 Millionen Euro Fördergeld versorgt haben – dieses steckte Varta, das Technologieunternehmen verdient sonst beispielsweise Geld Kopfhörer-Batteriezulieferer für Apple, in Forschung und Entwicklung der neuen Batteriezelle V4Drive.
Nach Angaben der WirtschaftsWoche könnte die Batteriezelle bei neuartigen Antriebskonzepten zum Einsatz kommen – als kurzzeitiger Beschleuniger, wie es auch Ultrakondensatoren können, oder um die Batterie während der Fahrt von einem Motor permanent wieder aufladen zu lassen. Was immer das auch genau bedeuten mag, wir werden es erleben.
Varta tritt damit in einen ausgesprochen umkämpften Markt ein, der von Herstellern wie CATL, BYD, Panasonic, LG oder Samsung dominiert wird. „Größe“, also die rasche Skalierbarkeit zur Senkung von Kosten ist dabei ein entscheidender Faktor. Ob die Varta-Akkus dann also eher für Nischen-Anwendungen geeignet sein werden oder wirklich für den Massenmarkt, muss die Auswahl der Partner zeigen, für die Varta dann produzieren wird.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.