„Nachhaltigkeit als Schlüssel zum Erfolg“ – so prangt es auf der Webseite des traditionsreichen Batterieherstellers Varta AG. Doch momentan muss den Varta-Aktionären nicht nur dieser Satz wie Hohn erscheinen: Zwar könnte Porsche als Varta-Retter in der Not bereitstehen. Der Rettungsversuch durch den Sportwagenbauer und Michael Tojner ist aber wahrscheinlich mit dem Totalverlust für die Aktionäre verbunden. An der Börse ist der Wert der Aktie um mehr als 66 Prozent eingebrochen – lag vor dem Wochenende noch bei mehr als 10 Euro.
Die Varta AG hat angekündigt, ein Restrukturierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) einzuleiten. Das Ziel dieses Verfahrens ist es, eine mögliche Insolvenz abzuwenden und das Unternehmen nachhaltig neu aufzustellen. In der Mitteilung des Unternehmens steht unter anderem die Sicherung von Arbeitsplätzen und der Schutz von Gläubigerinteressen im Mittelpunkt, bisherige Aktionäre schauen aber in die Röhre – Totalverlust.
Was bedeutet das für die Varta-Aktionäre?
Beide der Gesellschaft vorliegenden Restrukturierungsvorschläge sehen eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft auf Null Euro verbunden mit einer anschließenden Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss und unter Ausgabe neuer Aktien vor.
Für die Varta-Aktionäre bedeutet dies leider höchstwahrscheinlich einen Totalverlust ihrer Investition. Im Rahmen des StaRUG-Verfahrens ist es vorgesehen, dass die bestehenden Aktionäre ihre Anteile entschädigungslos verlieren und somit aus dem Unternehmen gedrängt werden. Dies ist notwendig, um frisches Kapital von neuen Investoren zu erhalten und die finanzielle Stabilität von Varta wiederherzustellen.
Warum diese drastische Maßnahme?
Varta befindet sich in einer schwierigen finanziellen Situation. Das Unternehmen hat hohe Schulden und kämpft mit sinkenden Umsätzen – etwa durch geringeren Umsatz für Apple, trotz Erweiterung der Produktionskapazitäten. Die Einleitung des StaRUG-Verfahrens ist ein letzter Versuch, das Unternehmen zu retten und Arbeitsplätze zu erhalten.
Ist die grüne Transformation in Gefahr?
Nein! Obwohl beispielsweise Don Alphonso die heftige Schieflage süffisant mit einem „grünen Wirtschaftswunder“ in Verbindung bringt, ist die grüne Transformation selbst bei einer Varta-Pleite nicht in Gefahr.
Die viel größere Gefahr für die Transformation lauerte im Europaparlament – allerdings haben die demokratischen Kräfte ihre Verantwortung wahrgenommen und dafür gesorgt, dass die rechtsextremen Kräfte keine entscheidende Rolle spielen werden. Ursula von der Leyen hat sich zum EU Green Deal bekannt und zusätzliche Industrieinitiativen rund um Cleantech angekündigt. In der Europäischen Union wird die grüne Transformation somit beschleunigt – nicht verlangsam.
Varta ist überdies bisher kein Player, der für diesen Wandel hin zu einer grünen Wirtschaft steht. Knopfzellen für Apple-Kopfhörer sind klassische Consumer-Produkte. Eine Hochleistungsbatterie für eine Hybridversion des Porsche 911 ist ebenfalls nicht entscheidend für die Transformation. Ein Projekt zur Entwicklung einer generellen Elektroauto-Batterie ist gescheitert.
Aber: Sollte die Übernahme durch Porsche geschehen, könnte sich das – so bitter es für die Varta-Aktionäre ist – durchaus ändern. Aber nur dann, wenn der Autobauer nicht ausschließlich Interesse an der Hochleistungsbatterie für den 911er hat.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.