Purer Populismus: Verbrauchsärmere Verbrenner und E-Fuels statt Bekenntnis zum E-Auto.
Während Elon Musk das Elektroauto als Robotaxi neu erfindet, drehen bei uns die ewiggestrigen Verbrenner-Freunde am Rad: CSU-Mann Manfred Weber, FDP-Generalsekretär Djir-Sarai und neuerdings auch Sahra Wagenknecht (BSW) wettern im Europawahlkampf gegen das Verbrenner-Aus von Ursula von der Leyen und der EU-Kommission. Deutschlands Autokonzerne haben längst Milliarden in Elektromobilität investiert – und fordern eher Technologieklarheit eine Offenheit für „verbrauchsärmere Verbrenner“ oder „E-Fuels“. Billiger Populismus ist den Wahlkämpfern wichtiger als die Stärke der eigenen Industrie.
Wissenschaft, Autoindustrie und große Teile der Politik sind sich einig: Das Elektroauto ist unaufhaltsam und unsere Autoindustrie muss schleunigst in Bewegung kommen, um auf den Weltmärkten weiter eine Rolle zu spielen. Die Fakten sind klar: 31 Länder haben den entscheidenden Kipppunkt in ihren Automärkten längst erreicht. Bedeutet auf der Disruptionskurve: Exponentielles Wachstum beim Anteil der Elektroautos bei den Neufahrzeugen. ARK Invest geht für die USA davon aus, dass in fünf Jahren 75 bis 85 Prozent der Neufahrzeuge elektrisch angetrieben sind.
Verbrenner-Freunde I: FDP-General Djir-Sarai
Die Verbrenner-Freunde von der FDP haben dem Aus des mit Benzin und Diesel betriebenen PKW ab 2035 auf EU-Ebene zugestimmt und wie ein Elefant im Porzellanladen beim Kampf um sündhaft teure E-Fuels für Verbrennungsmotoren jede Menge Porzellan zerschlagen.
Sie haben sich bei diesem und anderen Gelegenheiten als Vertreter der Männer, die die Welt verbrennen geoutet, die Klimaschutz nicht oder nur homöopathisch oder in ferner Zukunft via Emissionshandel wollen – wenn überhaupt.
Mit ihren Aktivitäten helfen Djir-Sarai, Wissing, Lindner und Schäffler mit, das fossile Zeitalter zu verlängern. Das Zeitalter, das wir zwingend beenden müssen, weil uns der Klimawandel gerade um die Ohren fliegt. Ein Sommertag am 6. April ist für Deutschland nicht normal. 27 Grad am 8. April in Leipzig ebenso wenig.
Aber die Liberalen, die in der Regierung mehr Opposition als Teil der Ampel scheinen, agieren nach dem Motto: Nach mir die Sintflut. „Don’t look up“ war Satire? Falsch! Der Film mit Leonardo di Caprio zeigt exakt die Machenschaften, die auch FDP und der Bremser Merz an den Tag legen.
Verbrenner-Freunde II: CSU-Mann Manfred Weber
Manfred Weber hat im Zuge der Nominierung von Ursula von der Leyen zur Spitzenkandidatin der europäischen Konservativen versucht, ein Aus vom Verbrenner-Aus im Wahlprogramm zu verankern. Damit ist er gnadenlos gescheitert – trotzdem geht der Populist damit hausieren, man wolle nach der Wahl im Europaparlament die Entscheidung rückgängig machen.
Verbrenner-Freundin III: Sahra Wagenknecht, BSW
Und nun kommt also die Ober-Schwurblerin Sahra Wagenknecht und philosophiert das Ende der deutschen Autoindustrie herbei. Sie fordert allen Ernstes eine „neue Verbrennergeneration“ – als habe es die letzten 30 Jahre nicht gegeben, in denen sich deutsche Autodindustrie, Lobbyverbände und Autokanzler*innen wie Schröder und Merkel immer und immer wieder in Brüssel für weniger scharfe Grenzwerte eingesetzt hatten.
Wagenknecht tut so, als habe es den Diesel-Skandal nicht gegeben – den Beleg dafür, dass die Entwicklung des Verbrenners mittlerweile vollständig ausgereizt ist. Warum sonst hätten Ingenieure verzweifelt ob der Vorgaben von Managern wie Audi-Chef Stadler Schummelsoftware entwickeln müssen?
Wagenknecht ist also nicht nur eine Freundin des Kriegstreibers Wladimir Putin, sondern sympathisiert ganz offenbar auch mit Autobossen, die Millionen Autofahrer*innen betrogen und belogen haben – und nun durch Verzögerungstaktik Entschädigungszahlungen drücken. Was für eine Schande!
Das Elektroauto ist unaufhaltsam
Die Ablenkungsmanöver der fossilen Verbrenner-Freunde sind leicht durchschaubar. Sie schaden der deutschen Autoindustrie. Jede Unsicherheit kostet Arbeitsplätze. Wer deren Aussagen Glauben schenkt, wird bitterlich enttäuscht werden. Natürlich wird das Verbrenner-Aus kommen – und zwar aus Marktgründen deutlich früher als Wagenknecht, Weber und Djir-Sarai es ihren potenziellen Wählern erzählen.
SPD, Grüne, Volkswagen oder Volvo – dort lief gerade der letzte Diesel vom Band – stehen stabil an der Seite der weitgehend progressiven Automobilindustrie, die von allen Seiten attackiert wird. Tesla steht mit dem autonomen Robotaxi ante portas, Xiaomi hat ein hochinteressantes Smartphone auf Rädern vorgestellt und BYD baut eigene Schiffe, um schnell viele billige Elektroautos nach Europa transportieren zu können.
Es bleibt die Erwartung, dass sich die Automanager von den ewiggestrigen Verbrenner-Freunden nicht verschaukeln lassen. Denn hier wird vermeintliche Technologieoffenheit zur Technologiedummheit. Sie sollten jede Kraftreserve dafür nutzen, um sehr gute Elektroautos in allen Preisklassen auf den Markt zu bringen. Alles Andere wäre absurd und fatal.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.