VKU-Umfrage: Energieversorger warnen vor Finanzierungslücke bei der Wärmewende
Die Wärmewende in Deutschland steht vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle VKU-Umfrage (Verband kommunaler Unternehmen) unter seinen Mitgliedsunternehmen anlässlich der Fachmesse HEATEXPO in Dortmund zeigt, dass die Energieversorger bereit sind zu investieren, aber dringend klare Finanzierungsmodelle und verlässliche Förderprogramme benötigen.
Stimmung gemischt: Investitionsbereitschaft hoch, Finanzierung unsicher
Die VKU-Umfrageergebnisse zeichnen ein zwiespältiges Bild: Fast alle befragten Unternehmen planen, ihre Investitionen in Wärmeerzeugung und -infrastruktur zu erhöhen. Fernwärme soll dabei eine zentrale Rolle spielen, neben Technologien wie Wärmepumpen, Geothermie und Abwärmenutzung. Doch 73 Prozent der Unternehmen sehen in der unklaren Finanzierung ein bremsendes Element für die Wärmewende.
Besonders die Frage der bezahlbaren Wärmeversorgung bereitet Sorgen: 41 Prozent der Befragten sehen diese in Zukunft nicht gesichert.
VKU fordert Energiewende-Fonds und Aufstockung der Fördermittel
Um die Wärmewende zu beschleunigen, fordert der VKU klare rechtliche Rahmenbedingungen und einen Energiewende-Fonds (EWF). Dieser soll privates Kapital mobilisieren und den Energieunternehmen Eigenkapital in Form von stillen Einlagen, Genussrechten oder klassischen Unternehmensbeteiligungen bereitstellen. Der EWF soll mit einem Anfangskapital von 30 bis 50 Milliarden Euro ausgestattet werden. Bund und Länder sollen über Bürgschaften und Garantien die Risiken für Investoren minimieren.
VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing (Linkedin) kritisiert die unzureichende finanzielle Ausstattung der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Aktuell stehen insgesamt 3,5 Milliarden Euro bis 2034 zur Verfügung. Liebing fordert eine deutliche Aufstockung auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr, also eine Verzehnfachung der jährlich verfügbaren Mittel. Auch die Verlängerung des Kraft-Wärme-Koppelungs-Gesetzes sei entscheidend, um Investitionen in KWK-Anlagen, Wärmenetze und Wärmespeicher zu sichern.
Liebing: „Alle brauchen Planungssicherheit: Die Energieversorger, weil sie ihre Netze planen müssen. Die Kommunen, weil sie an den Wärmeplänen für ihre Stadt arbeiten. Und die Bürgerinnen und Bürger, weil sie wissen müssen, welche Technologie in ihrer Straße wirtschaftlich und technisch am sinnvollsten ist.“
Effiziente Mittelverwendung bei kommunaler Wärmeplanung
Liebing betont die Bedeutung effizienter Fördermittelverwendung bei der kommunalen Wärmeplanung. Sobald eine Kommune eine Wärmeversorgungsart für ein Gebiet als geeignet eingestuft hat, sollten Fördermittel konsequent für diese Technologie eingesetzt werden. Ein Beispiel für eine solche kommunale Wärmeplanung ist das „Mannheimer Modell„, das einen vollständigen Ausstieg aus dem Gasnetz bis 2035 vorsieht.
Die VKU-Umfrage zeigt, dass die Energieversorger die Wärmewende aktiv gestalten wollen. Doch ohne klarere und verlässlichere Finanzierung ist die bezahlbare Wärmeversorgung in Deutschland gefährdet. Der Energiewende-Fonds, die Aufstockung der Fördermittel und die effiziente Mittelverwendung sind entscheidende Schritte, um die Wärmewende zum Erfolg zu führen.
Wahrscheinlich ist, dass die kommunalen Energieversorgungs-Unternehmen noch einige Monate warten müssen, bis sie durch konkrete Finanzzusagen weiter planen können. Denn auch die Bundesländer hätten keine Mittel, um die Lage zu verbessern. Trotzdem sind einige Städte mit der Kommunalen Wärmeplanung längst vorgeprescht und haben die Umbaumaßnahmen auch in die Haushalte integriert.
Die Wärmewende ist für Deutschland insgesamt eine große Herausforderung. Auch Hauseigentümer, bei denen eine Wärmepumpe nicht als Alleinlösung dienen kann, stehen vor der Unsicherheit, ob ihre Stadt oder Kommune eine Fernwärmeleitung bauen wird oder nicht. Die VKU-Umfrage macht aber deutlich, dass vor allem Fernwärme, Wärmepumpen und Geothermie als Lösungen in Frage kommen.
Bei passenden Gegebenheiten vor Ort, wird auch die Abwärmenutzung eine Rolle spielen. Angesichts eines bedeutenden Anteils der Wärmeversorgung an den Emissionen Deutschlands, führt an der Wärmewende allerdings kein Weg vorbei.
Dänemark hat dabei mehr als zwei Jahrzehnte Vorsprung, während Deutschland das Thema viel zu spät angegangen ist. Anstatt die Investitionen in Zeiten höheren Wachstums und sprudelnder Steuereinnahmen umzusetzen, kommt sie nun in eine Phase, in der die Kommunen beispielsweise durch Migrant*innen aus der Ukraine bereits einer besonderen Belastung ausgesetzt sind.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.