volabo: Energy Award für die 48-Volt-Revolution

Cleantech-Startup volabo gewinnt Energy Award und sucht Investoren für seinen Niedervoltmotor ISCAD

Revolutionär, bahnbrechend und Game-Changing: Mit all diesen Ausdrücken beschreibt das Münchner Cleantech-Startup volabo seine saubere Technologie. Das 17-köpfige Team, ein Spin-Off aus der Universität der Bundeswehr in München, heimst einen Preis nach dem anderen ein – zuletzt den Energy Award vom Handelsblatt. Entwickelt haben sie einen 48-Volt-Elektromotor, der für Anwendungen in der Elektromobilität mehr Effizienz und damit mehr Reichweite versprechen soll.

volabo will den Elektromotor durch 49 Volt revolutionieren

Herzstück der so beworbenen Technologie? Ein neuartiger Stator im Elektromotor, der Kupfer-Spulen ersetzt. volabo nutzt stattdessen einen massiven Statorkäfig mit Stäben aus Aluminium. Nach Angaben des Unternehmens entsteht so eine Art virtueller Antrieb, der sicherer, zuverlässiger und vor allem effizienter sein soll als bisherige Elektromotoren, die üblicherweise eine Spannung von 400 Volt haben. Ein Autobauer denkt sogar über die Verdopplung der Spannung auf 800 Volt nach.

Grundsätzlich ist das Wickeln der Kupfer-Spulen in klassischen Elektromotoren ein aufwändiger Prozess – 40 Prozent der Kosten entfallen auf diese Verfahrensschritte. Der
Intelligent Stator Cage Drive (ISCAD) genannte Elektromotor von volabo soll diese Kosten deutlich drücken. Mit dem Volabo-Konzept sollen weiterhin keine Leistungseinschränkungen verbunden sein – die Steuerung erhält also im Antriebsstrang eine größere Bedeutung als die Elektronik. Das entspricht exakt der Tesla-Philosophie oder generell dem Anspruch von Elektromobilität.

Während volabo einen Preis nach dem anderen abräumt, klappt es bei der Kommerzialisierung der Technologie bislang offensichtlich noch nicht. Ende 2017 verkündeten die Erfinder in der Süddeutschen Zeitung, für die Massenfertigung fehle ihnen noch das Engagement eines nachhaltigen Investors. Seitdem hat das Unternehmen wichtige technologische Fortschritte erzielt und den dritten Prototypen des eigenen Motors in einem umgebauten VW Touran demonstriert.

Entwicklungen jenseits der volabo-Revolution

Im Grunde gilt der Elektromotor als besonders effizient, weil er dem Verbrennungsmotor beim Wirkungsgrad turmhoch überlegen ist. Trotzdem tut sich in diesem Bereich noch einiges, was die Elektromobilität in Zukunft beflügeln könnte. So hat Bosch gerade den Elektromotoren-Hersteller EM-motive, an dem der Autozulieferer schon Jahre beteiligt war, nun komplett übernommen. Bosch sieht diese Übernahme als wichtigen Schritt auf dem Weg zur eigenen Marktführerschaft.

KEYOU bringt Wasserstoff-Motor für Nutzfahrzeuge

Ebenfalls interessant ist die Weiterentwicklung des Wasserstoff-Motors, die das Münchner Cleantech-Unternehmen für Nutzfahrzeuge auf den Markt gebracht hat. „Wir haben das sauberste Antriebssystem im Lebenszyklus“, so die München, „und das zu dieselähnlichen Gesamtkosten.“ Keyou möchte mit seiner Wasserstofftechnologie den Sprung ins Wasserstoff-Zeitalter beschleunigen. Hierzu solle ein nachhaltiger und sauberer Energie- und Mobilitätskreislauf unter Einbeziehung von Sonnenenergie und Wasser gelingen. Mehr zur Kombination von Verbrennungsmotor und Wasserstoff gibt es hier.

Ob sich am Ende eine oder mehrere Technologien durchsetzen werden, ist schwer vorherzusagen. Klar ist, dass die Dringlichkeit, bessere Lösungen für Nutzfahrzeuge zu finden als alleinige Elektrifizierung bedeutsamer erscheint als die Umstellung auf einen 48-Volt-Motor.

Was meint Ihr? Kann sich die Niedervolt-Lösung durchsetzen und welche neuen Herausforderungen, etwa bei der Batterie- und Lade-Technologie wurden sich bei Umstellung auf 48 Volt ergeben? Lasst uns diskutieren.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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