Cleantech-Startups entwickeln Holztürme (Modvion) und Rotorblätter (Voodin Blades) auf Basis von Furnierschichtholz von Stora Enso.
Heutige Rotorblätter sind heute schwer recyclebar. Gleichzeitig ist die Herstellung des Stahls für die Türme der Windkraftanlagen emissionsintensiv. Grund genug für das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt, Stora Enso, in die Alternative Holz als Material für Windenergieanlagen zu investieren. Gemeinsam mit den Cleantech-Startups Modvion und Voodin Blades arbeitet Stora Enso an Holztürmen und Windturbinenblättern auf Basis von eigenem Furnierschichtholz.
Die Voodin Blades ist ein ganz junges, deutsches Cleantech-Startup, das sich auf die Entwicklung nachhaltiger und recyclebarer Rotorblätter aus Holz spezialisiert hat. Erstes Resultat der Zusammenarbeit mit Stora Enso ist die Produktion und Installation eines 20-Meter-Rotorblatts für eine Windkraftturbine mit einer Leistung von 0,5 Megawatt. Dieses Rotorblatt soll noch dieses Jahr an einem Standort in Nordrhein-Westfalen montiert werden. Geplant wird bereits die Herstellung eines 80-Meter-Rotorblatts, teilten Stora Enso und Voodin Blades mit.
Heutige Rotorblätter werden nicht aus Holz, sondern aus Glasfaser und Kohlenstofffasern hergestellt. Beides sind nicht-erneuerbare Kunststoffe, die energieintensiv aus Öl hergestellt werden müssen. In manchen Ländern der Welt landen Rotorblätter auf Deponien oder werden vergraben. In Deutschland gibt es erste Ansätze zum Recycling beziehungsweise zumindest zur energetischen Verwertung. Durch die Entwicklung von Windturbinenblättern, die dank des Einsatzes von Holz nachhaltiger sind, könnte die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert werden.
Stora Enso und Modvion entwickeln Holztürme
Modvion ist ein Cleantech-Unternehmen, das Türme für Windkraftanlagen ebenfalls auf Basis von Furnierschichtholz entwickelt. Diese Holztürme sind in leichten Modulen gebaut – dies ermöglicht höhere Türme und erleichtert den Transport.
Welchen Klima-Effekt die Nutzung von Holz als nachwachsendem Rohstoff hat, wird beim Blick auf die Kohlendioxid-Emissionen deutlich: Pro Holzturm sinken diese um 90 Prozent. Das Holz, das für fortschrittliche Konstruktionen wie Türme von Windkraftanlagen verwendet wird, kann in neuen Produkten auf Holzbasis wiederverwendet werden, was weitere langfristige Klimavorteile bietet.
„Das Engagement von Stora Enso, fossile Materialien durch erneuerbare Energien zu ersetzen, passt perfekt zu uns“, sagte Otto Lundman, CEO von Modvion. „Um die Klimakrise zu lösen, brauchen wir mehr erneuerbare Energien sowie den verstärkten Einsatz nachhaltiger Holzkonstruktionen. Zusammen mit Stora Enso können wir beides ermöglichen.“
LVL für Windtürme und Rotorblätter
Stora Enso gilt als weltweit führender Anbieter von Massivholzprodukten. Hierzu zählt auch LVL, was für laminiertes Furnierschichtholz steht. Dieses Material, das vielfach im Bausektor eingesetzt wird, ist für den Bau von Windkraftanlagen geeignet. Durch die Partnerschaft mit Voodin Blades beschleunigen wir unsere Fähigkeit, eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Lieferkette für den wachsenden Markt der Rotorblätter für Windkraftanlagen zu entwickeln, weiter“, sagt Lars Völkel von Stora Enso.
Maßgeblich sowohl für die Herstellung von Rotorblättern aus Holz wie auch von Windtürmen: Das von Stora Enso an Voodin Blades gelieferte Holz ist zu 100 Prozent nachhaltig. Darüber hinaus ist LVL ein erneuerbares Material mit einem minimalen CO2-Fußabdruck. Im Vergleich zu Stahl und Beton ist LVL relativ leicht und kann ohne schwere Ausrüstung vor Ort transportiert werden.
Im Mai 2020 errichtete der Holzturm-Spezialist den ersten Windturm auf einer schwedischen Insel. In Deutschland experimentierte auch das Cleantech-Unternehmen Timber Tower mit Holz als Rohstoff für Windkraftanlagen, hat den Geschäftsbetrieb aber mittlerweile aufgegeben. An dem schwedischen Unternehmen ist seit Februar 2021 auch Vestas als Windturbinenhersteller investiert. Mit dem Projektentwickelt RES besteht eine Partnerschaft.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.