Norwegisches Cleantech-Unternehmen Vow ASA bringt Bündel von Technologien, um CO2-Emissionen zu reduzieren.
Das kleine Cleantech-Unternehmen Vow ASA aus Norwegen, baut eine innovative Biogasanlage auf Basis einer Pyrolyse-Technologie, um Biokohle für die Metallurgie-Industrie herzustellen. Dazu werden Biomasse-Abfälle, also etwa Holzreste aus dem Wald oder von Sägewerken, von der Waldbesitzer-Vereinigung Viken Skog genutzt. Der so erzeugte Kohlenstoff wird etwa der Stahl- und Eisenindustrie als Reduktionsmittel zur Verfügung gestellt – als Ersatz für fossile Kohle und Koks.
Die erste dieser Anlagen zur Herstellung von Biokohlenstoff für die Metallurgie-Industrie soll ab 2022 betriebsbereit sein. Die Technologie basiert auf dem Know-How des Unternehmens ETIA Ecotechnologies, das Vow ASA vor einer Weile übernommen hat. Insgesamt bringt Vow gerade ein Bündel von Technologien, um CO2-Emissionen zu reduzieren.
Bei der Biogreen-Pyrolyse-Technologie, ursprünglich von ETIA entwickelt, wird nachhaltige Biomasse bei extrem hohen Temperaturen erhitzt. Die so entsehenden Gase werden aufgefangen und zu Biogas verarbeitet, um die Nutzung von Erdgas in Hüttenwerken zu vermeiden. Werden die Gase abgefangen, bleibt Biokohle als Nebenprodukt übrig.
Die Technologie von Vow ASA kann erheblichen Einfluss auf die Dekarbonisierung der energieintensiven Industrie haben. Alleine die norwegische Metallurgie-Industrie, die überwiegend an der Küste an Hafenstädten angesiedelt ist, setzt pro Jahr eine Million Tonnen fossile Kohle oder Koks in ihren Produktionsprozessen ein. Sieben Prozent der inländischen CO2-Emissionen gehen darauf zurück.
Der fossile Energieträger dient dabei zumeist als Reduktionsmittel. Mit seiner neuen Anlage in Follum (Ringerike) will Vow ASA im ersten Schritt 10.000 Tonnen Biokohle erzeugen – und den ausgewählten Standort dann entscheidend vergrößern und in andere Regionen, möglicherweise auch europa- und weltweit expandieren.
Unit Vow Industries für Dekarbonisierungs-Projekte
Für die Realisierung solcher Anlagen hat VOW zuletzt die Unit Vow Industries ins Leben gerufen. Ein erster Erfolg ist, dass im Januar 2021 eine Partnerschaft mit einem führenden Metallurgie-Unternehmen verkündet werden soll – gemeinsam wollen die Unternehmen ein Biogas-Kraftwerk errichten, um mehr Biokohlenstoff als Alternative zu fossiler Kohle nutzbar zu machen.
Biokohlenstoff soll aber grundsätzlich das Hauptprodukt sein, dass mit der Biogreen-Pyrolyse-Technologie erzeugt wird. Allerdings gibt es auch eine weitere Verwendung für das CO2-neutrale Gas, wenn es nicht in der Metallurgie-Industrie genutzt wird: Es wird vom Fabrikgelände an das Heizkraftwerk Vardar Varme geliefert und entsprechend als Fernwärme für die Quartiersversorgung genutzt.
Vow erledigt Engineering und Entwicklung von Projekten und Anlagen inhouse in Norwegen, hat aber die Produktion von Anlagen an Partner in Osteuropa, u.a. in Polen ausgelagert. Mit Scanship existiert neben ETIA eine weitere Tochtergesellschaft, deren Fokus darauf liegt, die Kreuzfahrtindustrie sauberer zu machen. Kreuzfahrtschiffe auf allen Weltmeeren haben Vow-Technologie im Inneren, die Abfälle verarbeitet und Abwasser reinigt.
Trotz der Krise der Kreuzfahrtbranche durch Corona in diesem Jahr, entwickelt sich das Geschäft von Vow in diesem Segment gut. Ziel von CEO Henrik Badin ist es nun aber, auch mit Lösungen an Land einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Im Mittelpunkt der Technologien steht der Wille, Abfälle in biogene Brennstoffe zu verwandeln, daraus Kraftstoffe zu machen, saubere Energie zu erzeugen oder aber hochwertigen Pyrokohlenstoff. Kurz: Aus Abfallstoffen sollen Wertstoffe werden.
Mit Biokohlenstoff im Boden der Atmosphäre CO2 entziehen
Mit skalierbaren, standardisierten und patentierten Lösungen will Vow in den kommenden Jahren schnell wachsen. Zuletzt gab Vow ASA u.a. Partnerschaften mit der internationalen Umweltschutzorganisation Bellona, mit Unipetrol aus Polen oder Tinfos in Indonesien bekannt.
Neben der Wandlung von Abfällen in Wertstoffe, bietet die Technologie von Vow ASA auch die Chance, Biokohlenstoff in die Böden einzubringen, um diese nach dem Terra Preta-Prinzip indirekt effektiver zu machen – und gleichzeitig das gebundene CO2 der Atmosphäre zu entziehen.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.