Wärmewende in Gefahr: Wie die neue Koalition Klimaschutz und Mieter verrät

Wärmewende in Gefahr: Wie die neue Koalition Klimaschutz und Mieter verrät

Koalition setzt auf Gas: Ein fossiler Rückschritt mit fatalen Folgen

Wärmewende in Gefahr: Die neue Koalition aus Union und SPD opfert ambitionierten Klimaschutz für Verzögerungstaktiken. Mieter zahlen die Rechnung, Vermieter werden geschont, und die Klimaziele rücken in weite Ferne. Dieser Artikel zeigt, warum die Pläne der Regierung ein Desaster sind und was jetzt auf dem Spiel steht.

Die Wärmewende war auf einem guten Weg. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) setzte klare Regeln: Ab 2028 sollten neue Heizungen zu 65 % mit erneuerbaren Energien laufen. Ein Meilenstein für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Doch die Koalition unter Friedrich Merz und Andreas Jung kippt diesen Paragraphen.

Stattdessen setzt sie auf „technologieoffene“ Lösungen und den Emissionshandel (ETS II). „Das ist ein klimapolitischer Rückschritt“, warnt Johannes Hofmann von GermanZero. Die Folgen sind dramatisch: Klimaziele werden verfehlt, Mieter leiden unter steigenden Kosten, und die Industrie verliert Planungssicherheit.

Das Umweltbundesamt schlägt Alarm und wähnt die Wärmewende in Gefahr: Schon jetzt klafft im Gebäudesektor eine Emissionslücke von 110 Millionen Tonnen CO₂ bis 2030. Ohne verbindliche Vorgaben wächst diese Lücke weiter. Drohende EU-Strafzahlungen könnten 20 Milliarden Euro erreichen.

Noch schlimmer: Gasheizungen, die heute eingebaut werden, laufen 15 bis 20 Jahre. Werden sie über 2030 hinaus erlaubt, wie die Union plant, ist die Klimaneutralität 2045 unerreichbar. „Wir riskieren einen fossilen Lock-in“, sagt Agora Energiewende. Mieter trifft es besonders hart. Ohne Druck auf Vermieter, in Wärmepumpen zu investieren, bleiben sie mit steigenden Energiekosten allein.

Der Emissionshandel wird von der Koalition als Allheilmittel gepriesen. Doch die Realität ist ernüchternd. 2026 liegt der nationale CO₂-Preis bei 55 bis 65 Euro pro Tonne. Ab 2027 übernimmt der europäische ETS II, mit Preisen, die auf 160 bis 200 Euro klettern könnten, so eine EWI-Studie. Ohne klare Heizungsvorgaben bleiben Vermieter untätig. Gasheizungen bleiben attraktiv, Emissionen steigen.

Besonders ärmere Haushalte in schlecht gedämmten Gebäuden leiden. Der EU-Klimasozialfonds soll helfen, doch die Koalition lässt offen, wie er genutzt wird. Ein nationales Klimageld? Fehlanzeige. „Das ist soziale Sprengkraft“, warnt Bündnis 90/Die Grünen.

Die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) fordert klare Fristen: Bis 2030 sollen neue Gebäude emissionsfrei sein, schlechteste Energieklassen verschwinden, und der Energieverbrauch um 16 % sinken. Bis 2040 müssen alle Gebäude klimaneutral sein. Doch die Koalition plant, diese Fristen zu verschieben.

„Maximale Flexibilität“ heißt im Koalitionsvertrag: Verzögerung. Das gefährdet nicht nur Klimaziele, sondern auch Mieter, Handwerker und die Industrie. Doch ohne Planungssicherheit stockt alles. Fossile Heizungen, etwa H2-ready-Gasheizungen, werden gefördert, obwohl sie kaum skalierbar sind. Das Umweltbundesamt warnt: Die Emissionslücke könnte auf 150 Millionen Tonnen CO₂ anwachsen.

Wärmewende in Gefahr: Gaslobby wird hofiert

Die Wärmepumpen-Industrie leidet unter der Unsicherheit. 2024 wurden nur 200.000 Wärmepumpen, aber 400.000 Gasheizungen installiert. Die Förderung für klimafreundliche Heizungen (BEG) steht auf der Kippe. Handwerker warten auf klare Signale. Verzögerungen kosten Arbeitsplätze. Gasheizungen werden durch ETS II und teures LNG unrentabel. Die Koalition ignoriert Risiken und hofiert die Gaslobby.

Mieter sind die großen Verlierer. Ohne den §71 GEG gibt es keinen Druck auf Vermieter, auf klimafreundliche Heizungen umzusteigen. Mieter in Altbauten könnten durch CO₂-Preise Mehrkosten von über 1.000 Euro jährlich haben. Wuchertarife wie E.ONs 60 ct/kWh bleiben unangetastet. Sanierungen? Fehlanzeige.

Ein Klimageld, das Entlastung bringen könnte, wird nicht erwähnt. Stattdessen drohen Mietsteigerungen, wenn Vermieter ineffiziente Systeme auf Mieter umlegen.

Chaos-Kommunikation durch Friedrich Merz

Friedrich Merz’ Kommunikation verschärft das Chaos. Er schwankt zwischen „freiwilligem“ Heizungstausch durch hohe CO₂-Preise und Warnungen, dass „alles teurer wird“. Sein Wahlkampfversprechen eines 200-Euro-Klimageldes löste sich in Luft auf.

Bei Caren Miosga lieferte er ausweichende Antworten, die Bürger und Industrie verunsichern. Seine Widersprüche spielen populistischen Kräften in die Hände.

Die Wärmewende ist kein Luxus, sondern Pflicht – fürs Klima, für Mieter, für die Wirtschaft. Doch die Koalition bremst. Die Lösung: Den §71 GEG retten, die BEG-Förderung stärken, die EU-Fristen einhalten und ein Klimageld einführen. Bürger können helfen: Informieren Sie sich, fordern Sie Abgeordnete auf, zu handeln, und unterstützen Sie Initiativen wie GermanZero. Die Zeit drängt.

Quellen:

  • Umweltbundesamt: Emissionsprognose Gebäudesektor 2030
  • EWI-Studie: Auswirkungen und Preispfade des EU ETS2, 11.04.2025
  • EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), 2024
  • EU-Klimasozialfonds (KSF), 2024
  • Johannes Hofmann, GermanZero, 13.04.2025
  • Wirtschaftsrat CDU, Positionspapier Wärmewende, April 2025
  • Bündnis 90/Die Grünen, Stellungnahme Koalitionsvertrag, 13.04.2025
  • ZFK: Preiserhöhung gegen den Markttrend, April 2025
  • Koalitionsvertrag Union/SPD, April 2025
  • Caren Miosga, Interview mit Friedrich Merz, April 2025
  • BMWK: Europäischer Emissionshandel
  • Agora Energiewende: CO₂-Preis für Gebäude und Verkehr, 2023

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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