Wechselrichter-Skandal: Wie reagieren We Do Solar, Hoymiles oder Solarnative?
Balkonkraftwerke: Kann der Deye Mikrowechselrichter nicht mehr verkauft werden, stehen Wettbewerber bereit, die nicht vom Wechselrichter-Skandal betroffen sind.
Für Händler von Balkonkraftwerken ist der als DeyeGate bekannt gewordene Wechselrichter-Skandal ein schwerer Schlag. Was ist passiert? Youtuber haben aufgedeckt, dass ein Mikrowechselrichter des Herstellers Deye kein Relais integriert hat – ein Bauteil, das aber für die Zertifizierung des Gerätes unerlässlich ist. Wir haben uns angeschaut, wie andere Hersteller solcher Mikrowechselrichter auf den Skandal des Big Players Deye reagieren – und sind auf wirklich interessante Innovationen gestoßen.
Für ein Cleantech-Startup wie Solarnative ist der Besuch des amtierenden Wirtschaftsministers im Rahmen einer Sommerreise ein großes und positives Ereignis. So geschehen diese Woche inmitten des Wechselrichter-Skandals, der die Hersteller und Händler rund um Photovoltaik-Lösungen und Balkonkraftwerke aufgeschreckt hat. Das hessische Unternehmen zählt den Erfinder der Mikrowechselrichter zu seinen Gründern – und will bald das eigene Produkt-Ökosystem auf den Markt bringen.
Solarnative hat einen langgezogenen Mikrowechselrichter entwickelt, der per Klick-System einfach in den Rahmen eines Solarmoduls integriert werden kann. Als Vorteil ihrer Lösung sehen die Gründer vor allem die Möglichkeit, jedes Modul einzeln zu überwachen – und so schneller auf Fehler reagieren zu können. Daneben sind die Wechselrichter nicht miteinander verschaltet, was etwa die Effizienz bei Verschattungslagen verbessert.
Robert Habeck und dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir stellte das Unternehmen diese Technologie vor – in Verbindung mit der Ankündigung demnächst in die Serienfertigung zu gehen für die Balkonkraftwerk-Lösung und in Zukunft millionenfach Mikrowechselrichter herstellen zu wollen. Mehr zu Solarnative gibt es in diesem Beitrag von Cleanthinking.
We Do Solar: Innovation als Antwort auf den Wechselrichter-Skandal
Ebenfalls mit Innovation reagiert das Cleantech-Startup We Do Solar auf den Wechselrichter-Skandal. Die Berliner bringen einen 5G-Mikrowechselrichter für Balkonsolaranlagen auf den Markt und preisen dessen Optik. Das ist witzig, weil der Wechselrichter ja auf der Rückseite des Solarmoduls installiert wird, und somit kaum gesehen wird. Nach Aussage von We Do Solar wurde der Wechselrichter speziell für die Eigeninstallation entwickelt.
Er verwandle „Balkone mit Solarmodulen über die App in kompakte Solar-Hubs“. Jenseits von Marketingsprache wird betont, dass Sicherheit und Effizienz im Vordergrund stehen würden. „Das Gerät mit dem Namen WDS 5G 800 erfüllt alle vom Markt vorgegebenen Sicherheitsvorschriften und ist gleichzeitig einfach zu installieren, zu bedienen und zu nutzen.“
Das Unternehmen ist von einer ukrainischen Unternehmerin, Karolina Attspodina, gegründet worden, die es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht hat, die Energiekrise in Europa zu bekämpfen, die auch durch den derzeitigen Krieg entstanden ist. In den kommenden Monaten planen die Berliner die Massenfertigung ihres neuen Wechselrichters.
Yuma und Hoymiles: Unsere Produkte erfüllen die Normen
Die dritte Reaktion kommt vom Händler Yuma, der die Mikrowechselrichter des chinesischen Anbieters Hoymiles verwendet. Bereits Ende vergangener Woche hat Hoymiles in einer Veröffentlichung klargestellt, dass in all seinen Wechselrichtern ein galvanisch getrennter Hochfrequenztransformator zwischen den DC-Eingängen und dem AC-Ausgang sowie ein Leistungsrelais auf der AC-Seite verbaut sind, die die Anforderungen der Verordnung VDE-AR-N 4105 erfüllen.
Daraufhin habe man stichprobenartig diverse Hoymiles-Wechselrichter aus dem eigenen Sortiment selektiert und geöffnet. Das Ergebnis: Das entsprechende Relais sowie alle weiteren notwendigen Komponenten waren jedes Mal vorhanden.
Somit sagen Yuma und Hoymiles „Unsere Produkte erfüllen die Normen“ – gut zu wissen für Kunden, die die kompakten Yuma-Balkonkraftwerke gekauft und installiert haben.
Fazit den Reaktionen auf den Skandal von Martin Jendrischik, Cleanthinking.de:
Die Übersicht der Reaktionen auf den Wechselrichter-Skandal von We Do Solar, Solarnative und Hoymiles zeigen, dass derzeit ganz viel Bewegung in diesem Sektor ist. Bewegung bedeutet: Es kommen Innovationen und es kommt die neue Gesetzgebung. Balkonkraftwerke werden Standard – eine Konsolidierung von Angeboten und Anbietern, die unseriös sind, hilft, dass die Energiewende dadurch nicht beschädigt wird. Das ist essentiell.
Viele weitere Informationen zum Balkonkraftwerk gibt es in unserem Schwerpunkt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.