Roland Berger Strategy Consultants empfiehlt: CO2-Preis als Währungskomponente betrachten.
Unternehmen, die sich geschickt den Wettbewerbsbedingungen der Green Economy anpassen, können sich neue Wettbewerbsvorteile auf den Weltmärkten erarbeiten. Das zeigt eine neue Studie von Roland Berger Strategy Consultants, die zudem klare Handlungsempfehlungen an entsprechende KMUs, Mittelständler oder Konzerne ausspricht. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, und die ökologische Transformation zu stemmen, muss der CO2-Preis bis 2040 auf 150 Euro pro Tonne steigen. Unternehmen, die sich nicht aktiv nachhaltig aufstellen, erleiden Gewinneinbußen – zwischen 5 und 50 Prozent.
Eingesparte Treibhausgas-Emissionen werden somit zum wichtigen und entscheidenden Wettbewerbsfaktor in der Green Economy. Die größten Verluste drohen Unternehmen in energieintensiven Branchen: Deren Erträge könnte sich fast halbieren. „Unternehmen, die jetzt handeln, können sich im neu verstandenen Wettbewerb einen klaren Vorsprung sichern“, sagt Stefan Schaible, Global Managing Partner bei Roland Berger. Der Schlüssel dazu liege in der Bepreisung von Kohlendioxid.
Die Autoren plädieren in der Studie „Die neue Wettbewerbsfähigkeit. Dekarbonisierung als Chance für Unternehmen“ für einen Perspektivwechsel und ermuntern Unternehmen, den unvermeidbaren Wandel als neue Facette im Wettbewerb zu interpretieren, die großes Potenzial verspricht. „Dass umfangreiche Veränderungen zwingend notwendig sind, steht außer Zweifel – der heute schon spürbare Handlungsdruck wird weiter zunehmen“, sagt Yvonne Ruf, Partnerin bei Roland Berger.
CO2-Preis als Währungskomponente
Der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg liege in der Interpretation des CO2-Preises als marktlichem Instrument. Statt CO2-Emissionen allein als Kostentreiber zu betrachten, sollten Managerinnen und Manager CO2-Preise auch als eine neue zusätzliche Währungskomponente behandeln, die derzeit noch massiv unterbewertet ist. „Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müsste der CO2-Preis bis 2030 zwischen 80 und 120 Euro pro Tonne betragen, bis 2040 zwischen 90 und 150 Euro pro Tonne. Derzeit realisieren das bereits die Vorreiter Schweden (123 Euro pro Tonne) und Schweiz (96 Euro pro Tonne)“, sagt Ruf.
Auch Investoren setzen bei ihren Investitionsentscheidungen zunehmend auf nachhaltige Unternehmen, die ESG-Kriterien berücksichtigen, und ziehen sich aus Branchen mit einer weniger positiven Umweltbilanz zurück. 28 Billionen Euro wurden im Jahr 2018 in nachhaltige Anlagen investiert – vier Jahre zuvor flossen noch elf Billionen Euro weniger in grüne Investments. Das entspricht einem Wachstum von 13,5 Prozent. Und die Politik wird die multinational getroffenen Emissionsvereinbarungen mit immer klareren Rahmensetzungen einfordern.
„Die Wettbewerbsfähigkeit spiegelt sich künftig in den innovationssteigernden Klimaschutzaktivitätenvon Unternehmen“, sagt Schaible. „Eingesparte Emissionen werden zum Wettbewerbsfaktor und bilden eine neue Ertragsquelle. Mit dem Kohlenstoffpreis steigt auch der Wert der neuen ‚Währung‘, wenn daraus tatsächlich Wettbewerbsvorteile generiert werden.“
Spielregeln des Wettbewerbs ändern sich
Im Zuge dessen ändern sich auch die Spielregeln des Wettbewerbs. Neue Möglichkeiten und Geschäftsmodelle tun sich auf. Dazu gehört auch eine neue Form der Transparenz. Wer als Erstes klimaneutral wird oder die CO2-Emissionen seines Betriebs am schnellsten senkt, kann Wert fürs Geschäft generieren. Eine wachsende Zahl von Unternehmen hat die Chance ergriffen und die eigene CO2-Bilanz offengelegt.
Der Börsenwert der Unternehmen, die ihre Emissionen im Rahmen des Carbon Disclosure Projects transparent kommunizieren, liegt inzwischen bei 50 Prozent der globalen Marktkapitalisierung. Mehr als 1.500 Unternehmen mit einem Umsatz von 10 Billionen Euro streben sogar die komplette CO2-Neutralität an.
Vier strategische Empfehlungen gibt Roland Berger den Unternehmen an die Hand, um sich jetzt einen Wettbewerbsvorteil zu sichern:
- Das eigene Risiko bewerten
- Die Auswirkungen auf das eigene Geschäftsmodell abschätzen
- Das eigene Anspruchsniveau festlegen
- Die eigene Klimaschutzstrategie (neu) definieren
Download der Studie hier
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.