Anteilseigner des schwedischen Cleantech-Unternehmens sind Saab und Air Canada. Heart Aerospace entwickelt einen elektrischen 30-Sitzer für Regionalflüge.
Regionales Fliegen zu elektrifizieren ist die Herausforderung, der sich die beiden Schweden Anders Forslund und Sofia Graflund mit ihrem Cleantech-Unternehmen Heart Aerospace widmen. Um das Ziel zu erreichen, entwickelt das Unternehmen das ES-30 genannte elektrische Regionalflugzeug, das 30 bzw. 25 Passagiere über eine Distanz von 200 bis 800 Kilometern emissionsfrei transportieren soll. Als Kunde und Anteilseigner hat das Unternehmen bereits Air Canada gewonnen.
Am 15. September 2022 stellte Heart Aerospace nicht nur erstmals das neu konzipierte Flugzeug ES-30 vor, sondern gab auch die Bestellung von 30 dieser Flugzeuge durch den neuen Anteilseigner Air Canada bekannt. Sowohl die kanadische Fluggesellschaft als auch das schwedische Unternehmen Saab brachten jeweils fünf Millionen Euro in die von Forslund (CEO) und Graflund (COO) geführte Gesellschaft ein.
Heart Aerospace beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiter, wächst aber schnell und rechnet damit, bis 2025 rund 500 Mitarbeiter zu haben.
Weitere Investoren sind Breakthrough Energy Ventures, EQT Ventures, European Investment Council, Lower Carbon Capital, Mesa Air Group Inc und United Airlines Ventures. Das Hauptbüro von Hearth Aerospace und die Endmontage werden sich am Flughafen Säve in Göteborg, Schweden, befinden.
Heart Aerospace hat es sich zur Aufgabe gemacht, das umweltfreundlichste, erschwinglichste und zugänglichste Verkehrsmittel der Welt zu schaffen. Diese Mission basiert auf der Aussicht, dass der elektrische Flugverkehr zur neuen Normalität für Regionalflüge wird und bei der Bewältigung der wichtigsten Nachhaltigkeitsherausforderungen der Branche eine entscheidende Rolle spielen kann.
ES-30: Elektroflugzeug von Heart Aerospace
Das neue Flugzeug mit der Bezeichnung ES-30 ist ein Elektro-Regionalflugzeug mit einer Kapazität von 30 Passagieren und ersetzt das frühere 19-sitzige Modell ES-19 des Unternehmens. Es wird von Elektromotoren angetrieben, die von Batterien gespeist werden, wodurch das Flugzeug emissionsfrei und geräuscharm betrieben werden kann.
Die ES-30 verfügt über eine komfortable Dreier-Bestuhlung mit flachem Boden, eine Bordküche und eine Toilette. Stauraum in der Kabine und Gepäckfächer ergänzen das große externe Gepäck- und Frachtabteil und bieten den Fluggesellschaften Flexibilität im Netzwerk.
Das Flugzeug wird auch über eine Reserve-Hybrid-Konfiguration verfügen, die aus zwei mit nachhaltigem Flugbenzin betriebenen Turbogeneratoren besteht. Das Reserve-Hybrid-System wird installiert, um den Bedarf an Reserveenergie zu decken, ohne die Reichweite der Batterien zu beeinträchtigen, und es kann auch während des Fluges auf längeren Flügen eingesetzt werden, um die von den Batterien gelieferte elektrische Energie zu ergänzen.
Dies verleiht dem Flugzeug eine rein elektrische Reichweite von 200 Kilometern, eine erweiterte Reichweite von 400 Kilometern mit 30 Passagieren und die Flexibilität, bis zu 800 Kilometer mit 25 Passagieren zu fliegen, einschließlich der typischen Reserven einer Fluggesellschaft.
United Airlines bestellt ES-19-Flugzeuge
Frühere Aufträge für das Elektroflugzeug ES-19 von Heart Aerospace, die von United Airlines und der Mesa Air Group für insgesamt 200 Elektroflugzeuge mit einer Option für weitere 100 Flugzeuge erteilt wurden, werden für das aktualisierte ES-30-Design bestätigt.
Die erste Phase der Einrichtung der Nordlandebahn von Heart Aerospace soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein, und die Testflüge sollen 2026 beginnen. Das Cleantech-Unternehmen rechnet mit der Auslieferung des ersten ES-30-Flugzeugs im Jahr 2028.
Neben Heart Aerospace befassen sich weitere Cleantech-Unternehmen mit dem elektrischen Fliegen. So beispielsweise Eviation Aircraft – das Unternehmen hat gerade 50 E-Flugzeuge für neun Passagiere verkauft – oder Bye Aerospace, dessen Regionalflugzeug elektrifiziert 900 Kilometer Reichweite erreichen soll.
Es bleibt spannend, wie Heart Aerospace und die anderen Wettbewerber regionales Fliegen elektrifizieren. Unspezifisch sind derzeit alle Anbieter bei konkreten Informationen über die eingesetzten Batterie-Technologien.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.