Cleantech-Startup Norsepower aus Finnland überzeugt mit innovativer Windenergie-Technologie für Schiffe.
Das finnische Cleantech-Unternehmen Norsepower hat nicht nur eine bemerkenswerte Technologie, die die Schifffahrt erheblich umweltfrendlicher machen dürfte, sondern mit OGCI Climate Investments auch einen bemerkenswerten Investorenkreis von sich überzeugt. Das Unternehmen entwickelt softwaregesteuerte, datenverifizierte Antriebssysteme auf Basis der Windenergie. Acht Millionen Euro frisches Kapital sollen das Wachstum des Unternehmens auf den Weltmärkten nun beflügeln.
Norsepower hat sogenannte Rotorsegel entwickelt, die sich als moderne Version der Flettner-Rotoren den sogenannten Magnus-Effekt zunutze machen. Trifft der Wind auf das sich drehende Rotorsegel, beschleunigt der Luftstrom auf einer Seite des Rotorsegels und verzögert sich auf der gegenüberliegenden Seite.
Diese Änderung der Strömungsgeschwindigkeit führt zu einer Druckdifferenz, die eine Auftriebskraft erzeugt, die senkrecht zur Windströmungsrichtung steht. Das gleiche Prinzip gilt für alle rotierenden Kugeln und Zylinder. Dies lässt sich auch z.B. beim Golf, Tennis oder Fußball beobachten, wo sich drehende Bälle im Flug biegen.
Der durch den Magnus-Effekt induzierte Schub kann im Schiffsantrieb genutzt werden, indem ein Zylinder auf dem offenen Deck des Schiffes platziert und um seine vertikale Achse gedreht wird. Ein variables elektrisches Antriebssystem, das vom Niederspannungsnetz des Schiffes angetrieben wird, dient zur Drehung des Rotorsegels.
Die Norsepower Rotor Sail Lösung ist nach Angaben des Unternehmens zehnmal effizienter als ein herkömmliches Segel, da mehr Auftrieb bei viel kleinerer Segelfläche erzeugt wird. Dadurch können die Hauptmaschinen eines Schiffes gedrosselt werden, was Kraftstoff und Emissionen spart. In den vergangenen Jahren ist die Technologie von Norsepower erfolgreich auf Schiffen mit einem oder zwei Rotorsegeln getestet worden.
Die Lösung ist vollautomatisch und erkennt, wenn der Wind stark genug ist, um Kraftstoff zu sparen, und an diesem Punkt starten die Rotoren automatisch – was die Zeit und die Ressourcen der Crew optimiert.
Bisher wurden die Rotorsegel von Norsepower an Bord von drei Schiffen installiert, darunter die M/S Estraden von Bore, ein 9.700 DWT Ro-Ro Carrier, die Viking Line M/S Viking Grace, eine LNG-Kreuzfahrtfähre und die 110.000 DWT Maersk Pelican von Maersk Tanker. Norsepower hat kürzlich auch mit der Lieferung eines Rotorsegels für eine Hybridfähre der dänischen Reederei Scandlines begonnen.
Oil and Gas Climate Initiative investiert in Norsepower
Mit dem frischen Kapital kann das Cleantech-Unternehmen nun in die eigene Produktion investieren und die Technologie weiter kommerzialisieren. Hinter OGCI verbirgt sich eine Oil and Gas Climate Initiative, ein Fonds von Öl- und Gasunternehmen, die in innovative Startups investieren. Mehr als eine Milliarde haben BP, Chevron, Eni ExxonMobil oder Equinor zur Verfügung gestellt.
Klar ist: Auch für diese Player ist die Reduktion von Treibstoffkosten echtes Geld. Zuletzt startete OGCI eine Initiative zur Erschließung umfangreicher Investitionen in die CO2-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung (CCUS) als wichtiges Instrument zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen. Die CCUS KickStarter-Initiative von OGCI soll dazu beitragen, mehrere Industriezentren auf der ganzen Welt zu dekarbonisieren, angefangen bei Standorten in den USA, Großbritannien, Norwegen, den Niederlanden und China. Ziel des KickStarters ist es, die notwendigen Voraussetzungen für eine wirtschaftlich lebensfähige, sichere und umweltfreundliche CCUS-Industrie zu schaffen, mit dem Ziel, die Menge an Kohlendioxid, die bis 2030 weltweit gespeichert wird, zu verdoppeln.
Seit seiner Gründung im November 2012 hat Norsepower mehr als 24 Millionen Dollar an Finanzmitteln gesammelt. Neben OGCI Climate Investments, europäischen Risikokapitalfonds und privaten Investoren wurde Norsepower von der Europäischen Kommission und der finnischen Finanzierungsagentur für Technologie und Innovation finanziert.
Anders als SkySails scheint Norsepower einen einfacheren Weg gewählt zu haben, der ganz offenbar leichter zu kommerzialisieren ist.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.