Wie Norwegen seine Fähren konsequent elektrifiziert
Hayvard Group hat sich als Marktführer für Elektro-Fähren in Norwegen etabliert.
Es ist eine wahre Revolution, die in Norwegen innerhalb weniger Jahre stattfinden wird. Schon 2015 hat die Regierung entschieden, dass künftig alle Fähren und Fahrgastschiffe teilweise oder vollständig elektrifiziert sein müssen. Mittlerweile hat sich die Havyard Group als Marktführer beim Bau von Elektro-Fähren etabliert. Doch der Fokus des Cleantech-Unternehmens reicht weit über skandinavische Gewässer hinaus.
„Grüne Technologien hätten sich im Fähren-Sektor auch ohne die Regierungsentscheidung durchgesetzt“, sagt Lars Conradi Andersen, Sales Director der Havyard Group im Gespräch mit Cleanthinking.de. „Wahrscheinlich aber deutlich langsamer. Denn es ist durchaus komplex, die von den Kunden gewünschte Kosteneffizienz konsequent mit den Nachhaltigkeits-Ambitionen der Regierung zu verbinden.“
Trotzdem hat die Havyard Group, die rund 700 Mitarbeiter beschäftigt und Produkte sowie Dienstleistungen in den Bereichen Seafood, Energie und Transport anbietet, die herausfordernde Aufgabe der Regierung angenommen. „Wir mussten ein neues Mindset bei den Designern und Konstrukteuren etablieren – denn mit elektrischem Antrieb liegt der Fokus plötzlich auf jedem einzelnen Energieverbraucher an Bord“, so Andersen. Neben dem reinen Antriebsstrang seien daher auch vielfältige Änderungen im Design notwendig gewesen.
Norwegen hat rund 200 Fähren, die auf 120 Routen verkehren. Bis 2022 sollen 70 dieser Fähren teilweise oder vollständig elektrifiziert sein. Der größte Betreiber auf diesem Gebiet ist Fjord1 – und natürlich ebenfalls Teil der Havyard Group. Das Unternehmen will bis 2021 die Hälfte seiner Fähren-Flotte elektrifiziert haben. Marktführer Havyard hat bereits einen Marktanteil von 40 Prozent an den verkauften Fähren im Land, weitere Anbieter heißen Tersan oder Vard.
Drei Elektro-Fähren vom Typ Havyard 936 – 120 PBE Electric Ferry befahren seit Januar beispielsweise die Route zwischen Hareid und Suleslund. Die Fähre braucht bei einer Geschwindigkeit von 12 Knoten im Schnitt weniger als 650 Kilowatt – und wurde von drei Unternehmen der Havyard Group (Hayvard Design & Solutions, Havyard Ship Technology, Norwegian Electric Systems) in Eigenregie entwickelt und gebnaut.
Dabei stehen momentan noch batterieelektrische Antriebsstränge im Mittelpunkt – in drei Jahren soll die erste Fähre auf den Markt gekommen, die von Wasserstoff-Brennstoffzellen angetrieben wird. „Wir merken, dass die Besitzer der Schiffe heute bereit sind, höhere Investitionen zu tätigen, um dann von niedrigeren Betriebs- und Wartungskosten zu profitieren. Das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert“, so Andersen gegenüber Cleanthinking.de.
Fähren nicht das Ende: Auch andere Sektoren elektrifizierbar
Dabei sieht der Manager sein Unternehmen bei weitem nicht nur in Norwegen und nicht nur im Bereich der Fähren gut aufgestellt, um in den kommenden Jahren mehr Projekte umzusetzen. „Wir spüren das Interesse aus den USA, Kanada und Nordeuropa insbesondere, aber mit welcher Geschwindigkeit sich hier die grünen Technologien durchsetzen werden, ist entscheidend von der Regulierung der einzelnen Staaten abhängig“, so Andersen. Derzeit sei der Fähren-Sektor der mit Abstand größte Markt mit der höchsten Dynamik.
Andersen präsentierte Havyard am 24. Mai während der ‚German Norwegian Zero Emission Forum“ in der norwegischen Botschaft in der Berlin. Eröffnet wurde das gut besuchte Event von der königlichen Hoheit Kronprinz Haakon, dem künftigen König des Landes. Dass es in Norwegen eine Revolution rund um grüne Technologien gibt – ein Beispiel sind die Fähren – ist kein Zufall: Haakon selbst setzt sich seit vielen Jahren vehement für die Einhaltung der UN Sustainable Development Goals und damit Klima- und Artenschutz ein.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.