Cleantech-Startup sichert sich in einer Finanzierungsrunde rund 110 Millionen Euro frisches Kapital – angeführt von Goldman Sachs.
Das auf wiederaufbereitete Elektronik spezialisierte Internetportal Black Market hat eine große Finanzierungsrunde abgeschlossen – und will damit die Aktivitäten im deutschsprachigen Raum verstärken. Zu den Investoren zählt u.a. die Investmentbank Goldman Sachs, darüber hinaus Aglaé Ventures und Eurazeo Growth. Die stattliche Finanzierungsrunde zeigt: Geschäftsmodelle, die die Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt rücken, können für Investoren höchst attraktiv sein.
Back Market bezeichnet sich selbst als weltweit führende Online-Plattform für gebrauchte und wiederaufbereitete Elektronikprodukte. Beispielsweise findet man dort Kopfhörer, Smartphones oder viele andere Produkte, die aufbereitet wurden. Dadurch sind sie günstiger. Der Marktplatz gibt aber sehr ansehnliche Garantien, so dass kaum ein Käuferrisiko besteht. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft soll so der Wegwerf-Mentalität ein wenig Einhalt geboten werden. Wichtig wäre allerdings vor allem, dass die Hersteller Geräte produzieren würden, die nicht nach zwei Jahren ausgetauscht werden müssen.
Es ist nicht die erste millionenschwere Finanzierungsrunde von Back Market. An früheren Runden nahmen Aglaé Ventures, Eurazeo Growth und Daphni teil und steckten schon früher 48 Millionen Euro in das französische Unternehmen. Gestartet wurde Back Market vor mehr als fünf Jahren – damals als erster Marktplatz, der sich ausschließlich mit gebrauchten und wiederaufbereiteten Elektronik- und Elektrogeräten beschäftigt.
Inzwischen ist das Unternehmen mit dem Geschäftsmodell im Refurbished-Segment in sieben weiteren Ländern außerhalb Frankreichs aktiv. Neben sechs europäischen Staaten auch in den USA. In Deutschland ist Back Market seit 2016 aktiv, in Österreich allerdings erst seit 2020. Beide Märkte sollen von einem Büro in Deutschland beackert werden – die Eröffnung soll dieses Jahr erfolgen.
Dafür bietet der Startup ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mit Rabatten von 30 bis 70 Prozent gegenüber dem Neupreis und schafft gleichzeitig ein einfach zu handhabendes Mittel zur Bekämpfung der sich entfaltenden „E-Waste“-Krise. Weltweit wurden 2016 über 44 Millionen Tonnen Elektronikschrott produziert, mit einer jährlichen Wachstumsrate von drei bis vier Prozent. Diese Zahl wird bis zum kommenden Jahr voraussichtlich auf 52,2 Millionen Tonnen anwachsen.
Investiert wird verstärkt in die Bereiche Business Development, Marketing und neue Talente. „Die Finanzierung ist ein definitives Signal der Reife, nicht nur für Back Market, sondern auch für die rasant wachsende Refurbished-Branche“, kommentiert Thibaud Hug de Larauze, CEO und Mitgründer von Back Market. „Wir haben eine globale Marke geschaffen und einen Namen etabliert, der nicht nur ein Synonym für ‚refurbished‘, sondern auch für ‚Qualität‘ ist.“
Ein weiterer großer Teil der Investitionssumme soll in die Qualitätskontrolle fließen: Mithilfe der zusätzlichen finanziellen Mittel will Back Market die Teamgröße in diesem Segment verdreifachen. Zudem möchte das Startup mit einer Machine-Learning-Unit den eigenen Algorithmus verbessern, neue Dienstleistungen rund um Logistik und Reparatur einführen sowie das eigene Know-how in Bezug auf die Wiederaufbereitung (Beschaffung von Geräten, Ersatzteilen, Testprotokollen, F&E etc.) zum Nutzen seiner Verkäufer erweitern.
Bereits jetzt arbeitet Back Market mit über 1.000 zertifizierten Partnerwerkstätten zusammen, die die gebrauchten Geräte überprüfen und wiederaufbereiten, bevor sie in den Wiederverkauf gehen. Als
Vertrauensbeweis in die Qualitätskontrolle stattet Back Market in Deutschland und Österreich alle Produkte mit einer 36-monatigen Garantie aus. Den Verbrauchern eröffnet sich dadurch eine sichere und attraktive
Alternative zum Neukauf.
Die Mission von Back Market ist es, Elektroschrott und CO2 weltweit gleichermaßen zu reduzieren. Ziel sei ein grundlegender Mentalitätswandel unter den Verbrauchern – um dem Trend zum ständigen Neukauf von Elektronikprodukten entgegenzuwirken.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.