Eco Stor plant Europas größten Batteriespeicher in Wittlich-Wengerohr
Projekt soll bis zu 600 Megawattstunden Strom speichern und 500.000 Haushalte stundenweise versorgen können.
Neben einem Umspannwerk in Wittlich-Wengerohr bei Trier könnte einer der größten Batteriespeicher Europas entstehen. Am 12. Oktober soll der Stadtrat der 64.000-Einwohner-Stadt darüber entscheiden, ob das vom Cleantech-Unternehmen Eco Stor geplante Projekt in die Tat umgesetzt wird. Bis zu 250 Millionen Euro Investitionskosten stehen im Raum. Bei einer Bürgerversammlung informierte das deutsch-norwegische Unternehmen die anwesenden Anwohner über die Pläne.
Dabei ging es sowohl um Fragen zur Technik und zur Funktionsweise der Speicher in Wittlich-Wengerohr als auch um Umwelt- und Naturschutz-Belange. Hinter dem Projekt steckt auch der Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Die Anlage soll eine Fläche von sechs Hektar (170 x 310 Meter) in Anspruch nehmen. Die Leistung soll bei 300 Megawatt liegen, berichtet die Stadt Wittlich und soll in drei Abschnitten realisiert werden, um dann bis zu 600 Megawattstunden speichern zu können.
Laut Eco Stor könnte die erste Inbetriebnahme im Jahr 2026 erfolgen. „In Zeiten, wo die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, braucht eine Industrienation wie Deutschland auch eine sichere, günstige und stabile Stromversorgung. Und eine Lösung sind hier diese Speicherkraftwerke“, so Geschäftsführer Georg Gallmetzer gegenüber dem SWR zum Vorhaben.
Seine Stadt könnte bei Realisierung des Projektes von Gewerbesteuer-Einnahmen profitieren – denn die aktuelle Regelung besagt, dass 90 Prozent der Gewerbesteuer an den Standort von Solar- oder Windenergie gehen, und 10 Prozent an den Sitz des Unternehmens. Derzeit gibt es Bestrebungen des Finanzministeriums von Rheinland-Pfalz, die Batteriespeicherwerke wie das in Wittlich-Wengerohr geplante, identisch zu behandeln.
Wer ist Eco Stor GmbH?
Eco Stor ist ein deutsch-norwegisches Cleantech-Unternehmen. Es konzentriert sich auf den Bau und Betrieb von Großspeicheranlagen. Ihr Ziel ist es, Speicherkapazitäten für ein zu 100 Prozent erneuerbares Energiesystem zu schaffen. Eco Stor realisiert Projekte in Deutschland und plant eine internationale Expansion. Das Cleantech-Unternehmen hat bereits erfolgreich Projekte mit Speicherkapazitäten von über 100 Megawattstunden abgeschlossen.
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Der Batterie-Spezialist hat bedeutende Investitionen erhalten und konnte finanzielle und industrielle Investoren gewinnen. Das Eco Stor Team hat ein Speichersystem einer hochbelastbaren und langlebigen 3,5 Megawatt / 4 Megawattstunden Batterieeinheit entwickelt. Dieses wurde in 2022 27 mal in sieben Projekten mit insgesamt 108 Megawattstunden eingesetzt.
Wittlich-Wengerohr folgt auf Pläne in Staßfurt-Förderstedt
Erst im Juli 2023 hatte Eco Stor einen großen Stromspeicher in Staßfurt-Förderstedt angekündigt. Dort ist die Fertigstellung bis 2025 vorgesehen – 600 Megawattstunden Strom sollen hier gespeichert werden können nach Angaben von Geschäftsführer Gallmetzer. Demnach kann damit eine halbe Million Menschen für zwei Stunden mit Strom versorgt werden. Es geht also dabei nicht um Langzeitspeicherung, sondern um den Ausgleich fluktuierender erneuerbarer Energien.
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Die Beispiele in Wittlich-Wengerohr und Staßfurt-Förderstedt zeigen, dass auch in Deutschland mittlerweile Bewegung in den Aufbau von Energiespeichern gekommen ist. Der bislang größte Batteriespeicher Deutschlands hat eine Speicherleistung von 72 Megawattstunden. Europas größte Speicheranlage ist in Pillswood und wird von Harmony Energy betrieben. Dazu findet das Megapack von Tesla mit einer Speicherkapazität von 196 Megawattstunden Anwendung.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.