
WiWo: Diamond Aircraft übernimmt insolvente Volocopter
Friedrich Merz besitzt ein Kleinflugzeug des österreichischen Herstellers.
Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter hat laut einem Bericht der WirtschaftsWoche quasi in letzter Sekunde doch noch einen Investor gefunden. Der österreichische Flugzeugbauer Diamond Aircraft soll das Cleantech-Unternehmen laut den Informationen des Wirtschaftsmagazins übernehmen. Eine Aussage von Volocopter selbst dazu steht aber noch aus. Am Montag hatten alle 500 Angestellten ihre Kündigung erhalten, weil das Insolvenzgeld ausgelaufen war. Bestätigt sich die Übernahme geht Volocopter in chinesische Hände – und wird mit einer Rumpfmannschaft weiterarbeiten.
Der Markt für Flugtaxis ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen, mit einer steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen und flexiblen Verkehrsmitteln. Volocopter hat sich als Pionier in diesem Bereich etabliert, indem es innovative Lösungen entwickelt hat, die nicht nur die Mobilität in städtischen Gebieten verbessern, sondern auch zur Reduzierung von Verkehrsstaus beitragen können. Beispielsweise könnte ein flächendeckendes Netzwerk von Flugtaxis in Großstädten wie Berlin oder München den Pendelverkehr revolutionieren und somit die Lebensqualität der Einwohner erhöhen.
Eigentümer von Diamond Aircraft ist der chinesische Automobilzulieferer Wanfeng Auto Holding Group. Laut dem Umfeld des Unternehmens will der neue Eigentümer die Mitarbeiterzahl von 500 auf 160 reduzieren – das könnte zum Zeitpunkt der Übernahme kurz nach Auslaufen des Insolvenzgeldes passen.
Darüber hinaus ist das Potenzial für den Einsatz von Flugtaxis in ländlichen Gebieten bemerkenswert. Dort könnten sie als wichtige Verbindung zwischen abgelegenen Regionen und städtischen Zentren fungieren. Diese Entwicklung könnte nicht nur die Erreichbarkeit verbessern, sondern auch wirtschaftliche Impulse für ländliche Gemeinden setzen.
Diamond Aircraft produziert in erster Linie Motorsegler und Kleinflugzeuge. Mit seinem Sortiment richtet sich das Unternehmen an Privatkäufer. Friedrich Merz fliegt beispielsweise ein Modell der Österreicher.
Seit einigen Jahren führt das Unternehmen Versuche mit Fluggeräten durch, die Hybridantriebe nutzen. Obwohl der Volocopter bereits erste bemannte Testflüge absolviert hat, steht die Zulassung durch die europäische Flugsicherheitsbehörde noch aus. Es ergeben sich also Potenziale für Synergien in diesem Bereich.
Kritik an verstecktem Russlandgeschäft
Ein weiterer Aspekt ist die technologische Entwicklung in der Luftfahrtindustrie. Firmen wie Diamond Aircraft und Volocopter investieren in modernste Antriebstechnologien. Der Einsatz von Hybrid- und Elektroantrieben kann nicht nur die Betriebskosten senken, sondern auch den ökologischen Fußabdruck der Luftfahrtindustrie erheblich verringern. Diese Fortschritte könnten dazu führen, dass Flugtaxis bald eine gängige und akzeptierte Form des Transports werden.
Die Insolvenz von Volocopter wirft Fragen über die finanzielle Stabilität der gesamten Branche auf. Experten sind jedoch der Meinung, dass solche Rückschläge nicht unüblich sind, wenn neue Märkte erschlossen werden. Historisch gesehen haben viele innovative Unternehmen in der Anfangsphase mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Notwendigkeit von Investitionen in Forschung und Entwicklung ist in dieser Branche unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Zudem könnte die Fusion mit einem stabilen Partner wie Diamond Aircraft fruchtbare Synergien schaffen, die beiden Unternehmen zugutekommen.
Diamantflugzeuge werden auch für Überwachungszwecke wie Waldbrände eingesetzt. Verschiedene Armeen haben sie für Überwachungsmissionen erworben. Laut Recherchen der Welt am Sonntag sollen Teile der Flugzeuge über Umwege in China an russische Flugzeughersteller gelangt sein. Wanfeng Aviation Industry erwarb 2017 Diamond Aircraft nach einer langen Krisenzeit und setzte das Management mit eigenen Managern ein.
Die Regulierungsbehörden stehen ebenfalls vor der Herausforderung, geeignete Rahmenbedingungen für den Betrieb von Flugtaxis zu schaffen. Sicherheitsstandards und Umweltvorschriften müssen kontinuierlich angepasst werden, um den neuen Technologien gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür ist die Einführung von speziellen Luftraumzonen für Lufttaxis, die sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz des Flugverkehrs erhöhen könnten. Solche Maßnahmen könnten dazu beitragen, das Vertrauen der Öffentlichkeit in Flugtaxis zu stärken und deren Akzeptanz zu fördern.
Die Österreicher haben erfolgreich gewirtschaftet und erzielten 2023 einen Umsatz von 210 Millionen Euro, größtenteils außerhalb der Europäischen Union. Diamond Aircraft hat mehr als 600 Mitarbeiter und betreibt auch eine Niederlassung in Egelsbach, Hessen, ungefähr 100 Kilometer vom Hauptstandort des Volocopters in Bruchsal entfernt.
Am 26. Dezember 2024 meldete das Cleantech-Unternehmen Volocopter Insolvenz an, nachdem Verhandlungen über eine weitere Finanzierungsrunde gescheitert waren. Das Unternehmen aus Bruchsal wurde 2011 gegründet und erhielt in der letzten Finanzierungsrunde 2022 eine Bewertung von 1,5 Milliarden Euro.
Im Februar 2025 hat Lilium, ein Konkurrent im Bereich Flugtaxis, erneut Insolvenz angemeldet, nachdem ein Rettungsversuch fehlschlug. Die Investoren der Gesellschaft hoffen auf eine Lösung durch neue Investoren.
Auch die Flugtaxibranche steht in Deutschland vor Herausforderungen. Die Insolvenzen von Volocopter und Lilium haben das Interesse an Lufttaxis beeinträchtigt. Dennoch bleibt das Potenzial für die Zukunft vielversprechend, da Investoren auf innovative Technologien setzen. Die Marktentwicklung wird weiterhin beobachtet, um mögliche Chancen zu identifizieren.
Hier gibt es alle Volocopter News von Cleanthinking.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
Es ist mir unverständlich, wie das geschehen kann. Im internationalen Wettbewerb soll (?) Deutschland aus einem der interessantesten Zukunftsmärkte verdrängt werden … und weder die Gesellschaft noch die Politik scheint das im entferntesten zu stören…