Magazin Fast Company zeichnet Cleantech-Startup in der Kategorie Energie seines Preises World Changing Ideas aus.
Im Dezember 2019 berichtete Cleanthinking.de: „Heliogen: Solarer Ofen soll CO2-Emissionen von Industrieprozessen senken“ – jetzt hat das Cleantech-Startup einen gewichtigen Innovationspreis gewonnen. In der Kategorie Energie setzte sich Heliogen beim Preis 2020 World Changing Ideas vom Magazin Fast Company durch. Dabei lag der Grund für die Entscheidung weniger in der Idee an sich, sondern darin, mit der Technologie, im kommerziellen Maßstab fossile Brennstoffe durch Sonnenlicht für Industrieprozesse ersetzen zu können.
Dabei setzt Heliogen auf die Kraft konzentrierenden Sonnenlichts – die Spiegel, die das Licht einfangen und an einem zentralen Punkt zentrieren, werden mithilfe Künstlicher Intelligenz jederzeit optimal ausgerichtet. Dieser Clou des von Microsoft-Gründer Bill Gates mitfinanzierten Cleantech-Startups sorgt dafür, dass Temperaturen von bis zu 1.500 Grad Celsius erreicht werden – in Kalifornien mit viel Sonneneinstrahlung versteht sich.
Mit den hohen Temperaturen, so versprechen es die Gründer von Heliogen und Investoren wie Bill Gates, sollen Industrieprozesse wie etwa von Zementwerken in Zukunft im Kern mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Doch einen Haken hat die Technologie des Unternehmens schon.
Die Antwort darauf, wie man durch ideale Konzentration des Sonnenlichts hohe Temperaturen erzeugen kann, ist nur ein Teil dessen, was das Unternehmen leisten muss. Was fehlt, so kritisieren Forscher, sei eine Reaktor-Technologie, die die hohen Temperaturen ausnutzen und somit die Prozesse der Schwerindustrie gleichmäßig bedienen können.
An einer CSP-Turm-Technologie arbeiten übrigens auch Wissenschaftler am DLR in Deutschland, die mit der Hitze keramische Partikel aufheizen. In Frankreich gelang es im Projekt Solpart sogar, Temperaturen von mehr als 3.000 Grad Celsius zu generieren – und Erfahrungen zu sammeln, wie ein entsprechender Reaktor auszusehen hat. Neu ist also an der Heliogen-Story vor allem, dass das Cleantech-Unternehmen den prominentesten Investor schlechthin hat – und davon spricht, das erste kommerzielle Projekt zu sein, das die Technologie realisieren will.
Die 1.000 Grad Celsius hat Heliogen Ende vergangenen Jahres in seiner Anlage in Lancaster (Kalifornien) erreicht. Durch die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz, die die Spiegel mehrere Male pro Sekunde optimal ausrichten soll, sollen auch konstante Temperaturen erreicht werden können. Und: Heliogen möchte keinen Strom, sondern Prozesswärme für die Industriekunden bereitstellen. Um die Solar-Öfen zur Stahl- und Zementherstellung betreiben zu können, wird die Hitze in einer „geeigneten Flüssigkeit“ wie beispielsweise geschmolzenem Salz gespeichert, aus der Dampf entsteht, der zum Betreiben von Generatoren gewonnen wird.
Die Technologie von Heliogen ist speziell darauf ausgerichtet, dem Industriesektor eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung zu bieten. Darüber hinaus konzentriert sich Heliogen auch darauf, seine Technologie dem Verkehrssektor zur Verfügung zu stellen, einem weiteren Sektor, der für 14 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Die Produkt-Roadmap des Unternehmens umfasst die Ausweitung der kommerziellen Rentabilität auf die Schaffung von 100 Prozent sauberen und erneuerbaren Kraftstoffen wie Wasserstoff oder Synthesegas.
Der Traum von Investor Bill Gates und CEO Bill Gross (kein Scherz!) ist es, mit der Heliogen-Technologie Wasser zu spalten – und grünen Wasserstoff, also Treibstoff für LKWs oder Schiffe herzustellen. Würde dies gelingen, wäre der Nachteil, dass die Technologie in der sonnenreichen Wüste besser funktionieren dürfte, als etwa in Bayern, verschmerzbar. Industrieproduktion in die Wüste zu verlagern wäre hingegen etwas komplexer.
World Changing Ideas ehrt die Unternehmen, Politiken, Projekte und Konzepte, die sich aktiv und mit großem Engagement für eine Abflachung der Kurve einsetzen, wenn es um die Klimakrise, soziale Ungerechtigkeit oder wirtschaftliche Ungleichheit geht. Eine hochkarätig besetzte Jury wählte die Gewinner und Finalisten aus einem Pool von mehr als 3.000 Beiträgen aus den Bereichen Technologie, Verkehr, Bildung, Ernährung, Politik und mehr aus.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.