Wuppertaler Klimasiedlung: Drei PV-Anlagen versorgen 68 Haushalte
Mieterstrommodell kombiniert Passivhausstandard: Wuppertaler Klimasiedlung als kluges Konzept für die Energie- und Wärmewende.
Die Energiewende besteht aus einer Vielzahl kluger Konzepte und Lösungen, die auf sauberen Technologien („Cleantech“) basieren. Ein Beispiel für viele schlaue Projekte von Ingenieuren und Unternehmern in Deutschland ist die Wuppertaler Klimasiedlung. Mitten in Nordrhein-Westfalen hat der Ökostromanbieter Naturstrom ein umfassendes Mieterstrommodell realisiert. Photovoltaikanlagen auf drei Gebäuden versorgen 68 Haushalte mit erneuerbarer Energie.
Herzstück des Mieterstromkonzepts für Mehrfamilienhäuser sind diese drei PV-Anlagen auf den Dächern von drei Passivhäusern in der Wuppertaler Klimasiedlung „Alte Dorfstraße“. Sonnenstrom gibt es hier künftig für die 68 Haushalte, die über eine App zu mehr oder weniger Verbrauch angereizt werden.
In der Klimasiedlung wird der Strom dort erzeugt wo er verbraucht wird. Das reduziert die Notwendigkeit für Netzausbau und ist effizient, weil Energieverluste durch Transport und Wandlung wegfallen. Energiewende vor Ort ist sozusagen der heilige Gral für das Gesamtkunstwerk, das Deutschlands klimaneutrale Zukunft bedeutet.
In der Wuppertaler Klimasiedlung wird „Energiewende von unten“ gedacht – genau richtig, wenn etwa starke Gebäudedurch Erzeugung direkt vor Ort die darin lebenden oder arbeitenden Menschen versorgen.
Und Mieterstrommodelle wie das in der Wuppertaler Klimasiedlung geben neben der ökologischen und ökonomischen Antwort auch eine soziale Antwort: „„Mieterstrom lässt auch Haushalte ohne eigenes Dach an der Energiewende teilhaben und sie vom günstigen Solarstrom profitieren. Eine solche Direktstromnutzung kann insbesondere in Zeiten der fossilen Energiekrise die Folgen der stark schwankenden Preise auf den Energiemärkten abschwächen“, sagt Dr. Sarah Debor, die bei Naturstrom ein Geschäftsfeld für Urbanes Wohnen leitet.
Die Wuppertaler Klimasiedlung im Bergischen Land liegt im Stadtbezirk Sonnborn und umfasst drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 68 barrierefreien Wohneinheiten, zwei Gäste-Apartments und Gemeinschaftsräumen. Die Photovoltaikanlagen mit 147 Kilowatt Peak erzeugen 110.000 Kilowattstunden, was laut dem Ökostromversorger etwa der Hälfte des in den Wohngebäuden verbrauchten Stroms entspricht.
Über den Mieterstromtarif „direktstrom Alte Dorfstraße“ können die Bewohner exklusiv den Mix aus lokalem Sonnenstrom und Ökostrom aus dem Netz beziehen. Die digitale Lösung gibt einen Überblick über die Energieerzeugung insgesamt und speziell den eigenen Verbrauch. Daneben gibt es auch Tipps zum Stromsparen.
Passivhausstandard macht Heizung überflüssig
Durch das Mieterstromkonzept, eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und vor allem gute Dämmung erreichen die Häuser den Passivhausstandard KfW40plus – sodass eine Heizungsanlage überflüssig ist. Eine Solarthermieanlage rundet das emissionsfreie Energiekonzept ab und stellt 90 Prozent des Jahres-Energiebedarfs für Warmwasser bereit. Ein Pelletofen wird nur bei Bedarf zugeschaltet.
„Dass die Häuser nicht beheizt werden müssen und ein großer Teil des Stroms direkt vor Ort produziert und verbraucht wird, macht den Wohnkomplex energetisch unabhängiger und besonders ökologisch“, erklärt Josef Hennebrüder, Aufsichtsrat der I.D.G. Genossenschaft, die Naturstrom bei der Umsetzung unterstützt hat. „Mit den Gebäuden in der Alten Dorfstraße zeigen wir, wie Mehrfamilienhäuser der Zukunft aussehen könnten und wie Haushalte von Mieterstrom profitieren.“
Trotz ihrer zahleichenen Vorteile werden Mieterstrom-Projekte wie in Wuppertal noch durch bürokratische Hemmnisse ausgebremst. In anderen Ländern wie etwa in Italien, sind sogar ganze Energiegemeinschaften möglich, wie auch hier beschrieben wird. Auch das ist eine Aufgabe für die jetzige Bundesregierung: EU-Pläne für Energiegemeinschaften umsetzen, um die „Energiewende von unten“ realistischer werden zu lassen. Mieterstrom ist gut, Quartier ist besser.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.